Ein Beethoven-Fest
KULTURVEREINIGUNG / JUKKA-PEKKA SARASTRE, YEFIM BRONFMAN
02/06/16 Selten genug, dass ein Konzertprogramm einem einzigen Komponisten gewidmet wird, noch dazu Ludwig van Beethoven. Damit begeisterte das WDR Symphonieorchester unter Jukka-Pekka Sarastre zum Anfang seines dreitägigen Auftritts. Mit dabei Pianist Yefim Bronfman.
Von Horst Reischenböck
Der Auftakt in die neue Konzertsaison, bei der Salzburger Kulturvereinigung traditionellerweise vor der Sommerpause, geriet zu einer Sternstunde – dieser Mittwochabend (1.6.) wird im Gedächtnis bleiben! Die Gäste vom Westdeutschen Rundfunk gastierten vor langer Zeit schon schon bei den Salzburger Festspielen: 1973 spielten sie unter Herbert von Karajan die Uraufführung von Carl Orffs „De temporum fine comoedia“. Nun bewies sich der Klangkörper aus Nordrhein-Westfalen mit seinem finnischen Chefdirigenten auch als Spitzenorchester für Beethoven.
Jukka-Pekka Sarastre setzte zum Beginn von den ersten Tutti-Schlägen der „Coriolan“-Ouvertüre op. 62 mit minutiösen Vorgaben auf kalkuliert fesselnde Dramatik. Mit den in allen Bereichen blendend disponierten Instrumentengruppen kostete er die diesem Stück, das weit hinausreicht über den literarisch unbedeutenden Vorwurf, innewohnende Tragik explizit aus.
Mit seinem Dritten Klavierkonzert in c-Moll op. 37 rieb Beethoven sich an Mozarts Gegenstück KV 491 rieb. Wollte er sich dran messen, es „übertreffen“? Die Chemie zwischen Jukka-Pekka Sarastre und dem zwei Jahre älteren Solisten Yefim Bronfman, dem das Programmheft ein jugendliches Foto widmete, stimmt, und das bewährt sich schon seit Jahrzehnten: seinerzeit im Maßstab setzendem Einsatz für virtuose Spätromantik in den Klavierkonzerten Serge Rachmaninows, mittlerweile im übereinstimmenden Einsatz in klassischen Gefilden.
Der energisch aufgeladen orchestralen Themenexposition des Kopfsatzes begegnete Bronfman im gleichen Geist, zündete aus den Tasten das Feuerwerk, wie es ihm der hitzköpfige Komponist eben bereit stellte. Nach der emotional aufwühlenden Kadenz stimmte Bronfman ein in den kalmierenden Gesang des Largo, um im finalen Rondo wieder Attacke zu reiten. Eine in jeder Phase mitreißende, beeindruckende Interpretation, die der in Taschkent geborene US-Israeli mit der Zugabe von Robert Schumanns Arabeske op. 18 nachdenklich berührend stimmungsvoll nach C-Dur hin aufhellte.
Nach der Pause bewiesen die vierzig Streicher des WDR Symphonieorchester die explosive Spannkraft von Beethovens Zweiter Sinfonie in D-Dur op. 36. Zügig bestimmt im Einstieg, gefolgt von berückender Larghetto-Kantilene über pulsierendem Rhythmus. Diese Passage scheint ja Franz Schubert vorweg zu nehmen, sie gibt der Holzbläsergruppe Gelegenheit Gelegenheit zur Demonstration ihres Könnens. Nach federndem Scherzo jagte Sarastre, unterstützt von Hörnern, Trompeten und Pauken, zum Gipfelsieg in der Coda. Da passte nur mehr der Wirbelwind von Mozarts „Figaro“-Ouvertüre auf den begeisterten Applaus.