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Künftig ohne!

CAMERATA SALZBURG / SPIELZEIT 2016/17

10/05/16 „Magic Moments“ sollen das Markenzeichen sein - verzaubernde Augenblicke, in denen die Zeit still steht, Orchester und Publikum eine Gänsehaut bekommen und gemeinsam Teil von etwas Größerem werden… Aber Träume brauchen Geld. Darum hat man sich einen Mann gesucht, der viel von Zahlen versteht: Bernd Gaubinger ist der neue Präsident der Camerata Salzburg.

Von Heidemarie Klabacher

Kassier war er schon einmal, von 2006 bis 2009. Nun ist Bernd Gaubinger – die Kulturszene kennt den ehemaligen Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik der Wirtschaftkammer von seinen Analysen für die Festspiele und als kaufmännischen Leiter der Osterfestspiele – der Präsident der Camerata Salzburg.

Er wisse um die Situation des Orchesters aus seiner Zeit als Kassier und er schätze dessen künstlerische Qualitäten seit Jahrzehnten, sagte Bernd Gaubiger heute Dienstag (10.5.) bei einem Pressegespräch. Er betrachte es als eine Ehre, durchaus aber auch als eine Herausforderung, für das Orchester tätig zu werden. Immerhin stehe die Camerata Salzburg in einem harten Wettbewerb mit den besten Kammerorchestern weltweit.

Der Wirtschaftexperte hob die mit über neunzig Prozent „ungewöhnlich hohe Eigenfinanzierungs-Erforderung“ hervor. Die Subventionen von Stadt, Land und Bund lagen bisher bei 6,6 Prozent. Der „Rest“ wurde und wird mit Einahmen aus dem Konzertgeschäft und anderen Quellen - etwa von privaten Mäzenen - aufgebracht. Die Abo-Konzerte können kein Geschäft sein, weil die Preise „publikumsfreundlich“ sein müssen; Gastspiele und Gastspielreisen sind eher gewinnbringend. „Die Sponsorenlandschaft ist stark ausgetrocknet“, weiß Gaubinger Ein Weg könne es sein, statt auf einzelne wenige Großsponsoren auf mehrere Sponsoren und kleinere Tranchen zu setzen.

„Die Öffentliche Hand ist in einem Finanzierungsdilemma. Auch die Kultur bekommt nicht jene Gelder, die sie sich wünschen würde.“ Umso mehr danke die Camerata Salzburg für die aktuelle zusätzliche Hilfe mit einem Entschuldungsbeitrag für 2016 (zwei Projekte sind „schief gegangen“, zugesagte Sponsorengelder ausgefallen). Es handelt sich um 300.000 Euro, die Stadt und Land Salzburg sowie das Orchester selber bis 2018 abtragen werden: Die 42 Orchestermusiker, alles Freiberufler, werden dazu auf Gagenanpassung verzichten und bis 2018 das gleiche Honorar wie 2014 beziehen.

Zu dieser gemeinsamen „Entschuldung“ komme eine Erhöhung der Subventionen, berichtet Gaubinger. So werde die Stadt Salzburg statt bisher 75.000 Euro 105.000 Euro überweisen, das Land Salzburg statt 37.000 immerhin 64.000.

Er jedenfalls sei angetreten, so der neue Camerata Präsident, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Orchesters zu verbessern, damit die Camerat den Spielraum bekomme, sich auch künftig künstlerisch weiterzuentwickeln, „als einer der besten Träger der Salzburger Kulturszene.“

Auch künstlerisch tut sich einiges bei der Camerata. Die markanteste Veränderung: Das Orchester wird künftig ohne Chefdirigenten arbeiten. „Die Camerata Salzburg ist ein Kammerorchester. Es ist gelebte Tradition, dass die einzelnen Musikerinnen und Musiker Verantwortung übernehmen für den Klang, für das Gesamtprojekt ‚Camerata Salzburg’“, sagte der Hornist und Orchestersprecher Johannes Hinterholzer. „Viele Solisten fühlen sich besonders von dieser Eigenverantwortung angezogen.“

Ein junger Dirigent etwa, der die Dinge mit jener Ernsthaftigkeit angehe, die sich das Orchester für seine „Magic Moments“ wünsche, sei Lorenzo Viotti, der Preisträger des „Young Conductors Award 2015“ der Festspiele: „Er hat die Herzen des Orchesters sofort vereinnahmt“, sagte Shane Woodborne.

Der Cellist und Camerata Geschäftsführer präsentierte das Spielzeit-Programm. In den Abo-Konzerten im Großen Saal des Mozarteums dirigieren werden Teodor Currentzis, Lorenzo Viotti, zweimal Konzertmeister Gregroy Ahss und Antonello Manacorda. Das Repertoire habe man behutsam Richtung klassischer Moderne erweitert. „Jedes Programm gewinnt durch die Gegenüberstellung von klassischem und zeitgenössischem Repertoire an Spannung und musikalischem Wert.“

www.camerata.at
Bilder: Camerata Salzburg/Wildbild

 

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