Vom Licht über die Hölle in den Himmel
PHILHARMONIE SALZBURG / CORNELIUS OBONYA
21/05/15 Eine Rarität als Gesamtkunstwerk: Die Philharmonie Salzburg spielte unter der Leitung von Elisabeth Fuchs im Großen Saal des Mozarteums Franz Liszts „Dante Sinfonie“. Cornelius Obonya war als Rezitator zu Gast und führte vom Inferno ins Paradis. Beglückend, begeisternd.
Von Horst Reischenböck
Der Abend begann im Licht. Im „Urlicht“ aus Gustav Mahlers „Auferstehungssinfonie“: Berührend schlicht hat die Mezzosopranistin Christa Ratzenböck gesungen, die Verse von der ersten magischen Zeile an - „O Röschen rot!“ – klangfarben reich wunderbar ausgeleuchtet.
Und dann hat Cornelius Obonya Ausschnitte aus Dante Alighieris „La Commedia“ ebenso farbig rezitiert: von der Begegnung mit dem Dichter Vergil über das Liebespaar Francesca und Paolo bis hin - und zwar auf direkten Weg ins Verderben - zum Schiffbruchs von Odysseus.
Es folgte Franz Liszts monströse Darstellung der HÖlle im ersten Satzes seiner „Dante Sinfonie“. In diesem „Inferno“ wird nicht nicht an klanglichen Schreckensvisionen gespart.
Beeindruckend ausgearbeitet war die gesamte Wiedergabe von den unerbittlichen dreimaligen Posaunenrufen zu Beginn an, die die über der Pforte zur Unterwelt eingemeißelten Worte skandieren. Die ihr eintretet lasst alle Hoffnung fahren... Das wird beantwortet mit einem Hörnerquartett á la Ludwig van Beethoven und beiden Trompeten-Schilderungen der Höllenqualen. Sie malen mit dem „Diabolus in musica“ den Teufel exzellent an die Wand.
„Kein Schmerz ist größer, als sich der Zeit des Glücks zu erinnern, wenn man im Elend ist“: Die zart vom Harfenpaar angestimmte Episode der Liebenden wird mit höhnischem Lachen und der sechsmaligen Wiederholung des Tritonus-Thema konterkariert: Symbol für Luzifers Augen.
Liszt wollte übrigens eine Windmaschine konstruieren lassen, doch auch ohne sie verfehlt der Schock nicht seine Wirkung. Eine weitere Idee, Bonaventura Genellis Dante-Illustrationen mittels Dioramen auf eine Leinwand zu projizieren, wurde damals auch nicht verwirklicht.
Dafür führte in Salzburg im Großen Saal Cornelius Obonya aus der Hölle hinauf zunächst ins „Purgatorio“. Hier im Fegefeuer durften vor allem die Holzbläser mit Bassklarinette und Englischhorn nebst den geteilten Streichern ihre Qualitäten beweisen, so erstklassig wie alle Mitglieder der Philharmonie Salzburg unter der feurig bemühten Stabführung von Elisabeth Fuchs. Sie setzte zuletzt im Magnificat auf ein intonationssicheres Soloquartett, das gegenüber dem gewählten ad libitum Fortissimo-Schluss dann leider aber doch akustisch ins Hintertreffen geriet.