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Take that…

HINTERGRUND / CHORMUSIK

18/05/15 Eine gute Woche für Salzburger Chöre liegt hinter uns, und sie spiegelt, wohin der Vokal-Zug derzeit fährt: Stilistische Vielfalt ist angesagt, keine Berührungsängste zum Pop. Überhaupt: Wenn man sich in der jungen Salzburger Chorszene umsieht, dann ist die Trennung zwischen E- und U-Musik überhaupt kein Thema mehr.

Von Reinhard Kriechbaum

Da gab’s also im fern sehen unlängst „Die große Chance der Chöre“. Da hat am 8. Mai „Piccanto“ das Rennen gemacht, eine achtköpfige Gruppe von jungen Männern, die sich 2010 unter der Leitung von Thomas Huber am Musischen Gymnasium in Salzburg zusammengetan haben. Volkslieder, Barbershop-Songs, klassische Musik von Renaissance bis Romantik und natürlich die aktuelle Rock- und Popmusik inspiriert das a-capella-Ensemble gleichermaßen.

Der „normale“ Karriereweg eines solchen Truppe: Man beteiligt sich am Landes- und Bundesjugendsingen. Das hat „Piccanto“ 2013 natürlich auch gemacht und damals, 2013, zuerst einen Ausgezeichneter Erfolg auf regionaler Ebene und einen ebensolchen beim österreichweiten Wettbewerb in Kufstein eingeheimst. So etwas macht Ehre und brachte der Gesangstruppe eine Reihe von internationalen Auftritten, etwa in Italien und Deutschland. Aber mehr hat natürlich das Fernsehen hergemacht: Die Show verzeichnete insgesamt mehr als 3 Millionen Zuschauer über die vier Sendetermine hinweg. Das Publikum votierte zuletzt eben für „Piccanto“ und dessen Song „Take that“. Auf Youtube kann man die diversen Auftritte nachhören.

Noch ein Salzburger Chor hat es ins Finale der „Großen Chance der Chöre“ gebracht: der Chor des BORG Gastein, der sich in der Schlussrunde echt verausgaben musste: Wegen technischer Probleme mit dem Ton sang diese Gruppe ihr Lied gleich zwei Mal.

Ein Wunder, dass „Piccanto“ bei seinem ersten Salzburger Auftritt wenige Tage nach dem Sieg bei der TV-Show, am Mittwoch (13.5.) bei der „Langen Nacht der Chöre“ viel Gedränge im Stiftshof von St. Peter verursachte? Man hatte ein Podium mit entsprechend poppigem Licht vorbereitet. „Piccanto“ war also dabei und auch der Chor des BORG Gastein. Zwei PR-taugliche Aushängeschilder fürs temperamentvolle und auch qualitativ ansprechende Singen hierzulande.

Aber auch die vielen anderen Chöre brauchten sich an dem langen Abend nicht zu verstecken: Sechzig Ensembles mit über 1500 Sängerinnen und Sängern aus dem gesamten Bundesland gaben sich bei der Langen Nacht der Chöre ein Stelldichein und machten die Altstadt zu einer stimmungsvollen Bühne für tausende Besucher. Dieter Schaffer, Präsident des Chorverband Salzburg, zeigte sich über das Engagement der Chöre bei der Langen Nacht begeistert: „In Salzburg gibt es derzeit einen regelrechten Chor-Boom. Über 400 Chöre sind im gesamten Bundesland aktiv und mit der Langen Nacht setzen wir ein kräftiges musikalisches Zeichen und zeigen, dass die Salzburger Chorlandschaft von den Volkschören bis hin zu modernen A-cappella Ensembles ein offenes und lebendiges Kulturgut ist.“

18 Schauplätze, darunter das Haus der Natur, das DomQuartier oder das neu eröffnete Sternbräu wurden besungen und führten die Besucher an teils ungewöhnliche und stimmungsvolle Orte. „Wir haben bewusst Plätze gewählt, die für die Chöre aber auch die Zuhörer nicht alltäglich sind“, so Schaffer. Mancherorts war das Gedränge fast beängstigend.

Quasi ein „Nebenschauplatz“: Die Ensembles, die an der „Langen Nacht der Chöre“ teilgenommen haben, bieten in diesen Tagen auch Probenbesuche an. So wirbt man für die vokale Sache. Bis 21. Mai gibt es noch solche Optionen. „Vielleicht singt der ein oder andere Konzertbesucher schon im nächsten Jahr selbst bei der Langen Nacht mit“, hofft Dieter Schaffer.

Weitere Infos zur Woche der offenen Chorprobe unter: www.chorverbandsalzburg.atDer Siegerchor „Piccanto“ auf Facebook und zum Nachhören auf Youtube
Bilder: ORF/Milenko Badzic (1); Salzburger Chorverband (3)

 

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