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Reverenz dem Mönch

PAUL HOFHAYMER GESELLSCHAFT /

09/12/14 Die Paul Hofhaymer Gesellschaft schlägt die Brücke vom Mittelalter ins Heute: Diesmal mit Marienliedern des Mönchs von Salzburg und einer Uraufführung basierend auf den Texten des Mönchs von Bruno Strobl.

Von Erhard Petzel

Natürlich setzt es einen gewissen Bildungshintergrund voraus, bei der Frage nach einem großen Salzburger Musiker, beginnend mit M, auf den Mönch zu kommen. Noch dazu, wenn diese Frage fieser Weise am 5. Dezember gestellt würde… Dennoch ist der Mönch von Salzburg präsent im Bewusstsein der Stadt. Und dass ein Programm aus dem 14. Jahrhundert auch heute funktionieren kann, hat das Stammensemble der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft am Freitag (5.12.) in der Christuskirche auf genussreiche Weise deutlich gemacht.

Mit den sparsamen Mitteln der Klangdifferenzierung des kleinen Enßle-Ensembles als Untergrund und einer symmetrischen Programmanlage führen Bernadette Furch und Bernd Lambauer abwechselnd durch die Geistes- und Melodienwelt von sechst Marienliedern des mittelalterlichen Anonymus. Stellvertretend sei hier die delikate Klangarbeit bei Zwischenspielen und Begleitung der zehn Strophen in „Maidleich pluem der jungkfrawn kron“ herausgestellt.

Dennoch dankt es der aufmerksame Zuhörer, wenn dem schwärmerischen Marienton ein Kontrast entgegengesetzt wird. Dies geschieht im Zentrum des Programms mit der Uraufführung von „O Vasenacht“ für Alt, Tenor und vier Instrumente. Der Kärntner Komponist und Präsident der IGNM Österreich, Bruno Strobl, gibt dem diesmal nicht im marianischen Sinn sehr frauenfreundlichen Text eine überraschend gebrochene Note.

Die Musiksprache schöpft in spannendem Fluss aus dem Fundus des Zeitgenössischen. David Bader legt sich statt der Laute die Gitarre flach über den Schoß für das Handling von Glissandi und Obertönen. Judith Schreyer wechselt die Fiedel gegen die Violine ein. Anne-Suse Enßle kann zeigen, was Blockflöte noch bedeutet und Philipp Lamprecht darf sich nach mittelalterlicher Zurückhaltung endlich auf der Cassa tüchtig austoben.

Das ob seiner Komplexität von Bernd Lambauer mitdirigierte Werk verweigert eine sinnlich-lustige Apotheose auf die Liebe. Klanglich scheinen sich Abscheu und Widerwillen gegen das Grobe triebgesteuerter Enthemmtheit zu formieren, was in der ersten Strophe ja auch seine Entsprechung im Text findet. Doch auch in der Folgestrophe gleiten Liebesbeteuerungen auf der Ironie der Glissandi aus. Schließlich presst der Brand der Liebe Notschreie ab.

Zwei tänzerische Instrumental-Einlagen aus „Le manuscrit du roy“ aus dem 13. Jahrhundert lockern die Vokalblöcke auf. Drehleier und Glocken verlassend, formieren sich alle beteiligten Männer zu einer Mittelalterversion der Drei Tenöre, anstimmend den alle heilige Zeiten umspannenden Jubel von „Sälig sey der selden czeit“, der in seiner dritten Strophe aufgefaltet wird im Sinne eines Quint-Organums. So wird mutig gegen die Gefahr der Gleichförmigkeit experimentiert.

Die Hörerschaft, die von den Höranforderungen her ruhig über die eingeschworene Fangemeinde hätte wesentlicher hinausgehen können, dankte dem bei aller Geschlossenheit erfreulich bunten Reigen mit energischer Befriedigungsbekundung.

Bilder: www.enssle-lamprecht.com

 

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