Laut und kräftig
MOZARTEUMORCHESTER / PINNOCK
19/09/14 Beethoven – Mozart – Beethoven. Betont „klassisch“ hat das Mozarteumorchester unter Trevor Pinnock mit dem ersten „Donnerstagskonzert“ im Großen Saal die neue Spielzeit eröffnet. Auch unter der Leitung des „Ersten Gastdirigenten“ war viel von den Qualitäten des Mozarteumorchesters zu spüren.
Von Heidemarie Klabacher
Die „Vierte“ Beethoven kam nicht nur mit Lautstärke und Kraft daher, sondern immer wieder auch mit Verve und Energie. Das begann schon mit der spannungsvoll zelebrierten Einleitung, in der man das langsame Steigen des Energiepegels geradezu zu spüren meinte: ein ideal aufgeladenes Kraftreservoir, eine gute Basis für einen Funken sprühenden Raketenstart ins Allegro des ersten Satzes. Die Holzbläser mit ihren fein gemalten Idyllen – die übrigens dem gesamten Programm Glanzlichter beschert haben – ließen gerne darüber weghören, dass sich die Lautstärke immer wieder auf einem ziemlich gleichförmigen „Laut“ einpendelte.
Auch im zweiten Satz Adagio schienen eher die Holzbläser als der Dirigent den Streichern die nötigen Impulse zu geben – etwa um die wohl raffinierten aber eben doch oft wiederholten charakteristischen Begleitfiguren einfach auch mal ein wenig leiser zu spielen.
Da ja bekannt ist, zu welch strahlenden Höhenflügen im Streicherklang das Mozarteumorchester fähig ist, ist anzunehmen, dass Pinnock die vielen erstaunlichen Unzartheiten gewollt hat. Warum nur?
Der Beethoven hat diesen Zugang wie gesagt in Summe ganz gut verkraftet. Für den dritten Satz Scherzo waren zwar bei der ohnehin hohen Grundlautstärke keine Reserven nach oben mehr vorhanden. Auch hätte man sich besonders hier deutlich mehr vorwärts drängenden Zug vorwärts gewünscht, anstelle der Tendenz zur Aneinanderreihung von Passagen. Aber mit dem musikantisch flott und spannungsvoll „dahintollenden“ Finale überwog die Freude, die „Vierte“ Beethoven endlich wieder einmal gehört zu haben.
Schon mit dem Schlussakkord verblasste dagegen der Eindruck von der Wiedergabe von Mozarts Klavierkonzert Nr. 24 c-Moll KV 491 mit dem Solisten Rafal Blechacz. In Erinnerung geblieben sind auch hier die Holzbläser-Passagen und – was den Beitrag des Solisten betrifft – dessen erhellender und transparenter Zugang zu den kontrapunktischen Passagen im Finale.
Eröffnet worden ist der Abend mit Ludwig van Beethovens Musik zu Salvatore Viganos Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, in der ebenfalls die Holzbläser, und natürlich das Solocello, für musikalisch-musikantische Freude standen. Die Streicher durften in der Lesart Pinnock schon hier nur gerade kräftige, ja scharfe Striche ohne nennenswertes Animo abliefern.
Es wird weitere Konzerte des Mozarteumorchesters mit anderen Dirigenten geben. Freuen wir uns darauf.