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Brahms, wie man ihn sich wünscht

KULTURVEREINIGUNG / WDR SINFONIEORCHESTER

23/05/14 Auch Teil zwei des Gastspiels des WDR Sinfonieorchesters unter Jukka-Pekka Saraste bei der Kulturvereinigung hinterließ ein erfülltes jubelndes Publikum. Bevor das Orchester eindrücklich seine symphonischen Qualitäten an der „Vierten“ Brahms erwies, faszinierte Truls Mørk mit einer charakteristischen Interpretation von Dvořáks berühmten Cellokonzert.

Von Christiane Keckeis

485Dvořáks Cellokonzert h-Moll gilt als eines der herausforderndsten Konzerte im Repertoire: Es ist ebenso virtuos wie emotional. Der Noweger Truls Mørk, der sympathisch natürliche Weltklasse-Cellist, vereint perfekte Technik mit sensibler Gestaltung und wird dem Werk in einer individuellen Interpretation mehr als gerecht.

Schon in der orchestralen Einleitung wird deutlich, dass in der gemeinsamen Lesart von Saraste und Mørk ein schnörkelloser Fluss wichtiger ist, als Dramatisierungen, ohne dass dabei emotionale Kühle oder perfektionistische Glätte entstünde. Mørk verfügt über stupende Energie, kraftvoll gestaltet er, klar und ausdruckstark, wenn man so will: männlich.

Dabei berührt er mit wunderbar sensiblen Phrasengestaltungen, beispielsweise im zweiten Satz, bleibt in den Dialogen und Duetten mit Soloinstrumenten des Orchesters achtsam und kammermusikalisch. Besonders erwähnenswert die Dialogpartner Flöte, Klarinette und Konzertmeister. Mørk variiert die Farben – und im innigen zweiten Satz gelingt es ihm in den Pianissimostellen sogar, die sonst ziemlich permanenten Huster zum Schweigen zu bringen. Zum Luftanhalten schön.

Das Orchester scheint organisch mit dem Solisten verschmolzen, es begleitet nicht, sondern Solo und Orchester sind Teile eines Ganzen. Das Miteinander, das Ineinanderübergehen, das Raumlassen gelingt dynamisch einzigartig.Da liegt hörbar eine gemeinsame Idee zugrunde, die verbindet. Und die das Publikum unweigerlich in den Bann zieht.

Auch Brahms vierte Sinfonie gerät eindruckvoll. Das WDR Sinfonieorchester kann bei Brahms alle seine symphonischen Möglichkeiten auskosten: die Strahlkraft der Geigen, die melancholische Weichheit der Walzerseligkeit im einleitenden Allegro, die Bläserklangteppiche und die satten Farben in den Streicher im Andante des zweiten Satzes. Aber auch die solistischen Kompetenzen sind herausragend, besonders zu erwähnt seien die Klarinette mit traumschönem Ton oder die poetisch gestaltende Flöte. Ausgekostet werden die Steigerungsmöglichkeiten der Dynamik, die frische Vitalität im dritten Satz und gewaltiger Wirbel. Im abschließenden Allegro energico e passionato wie gefordert: endlos strömende Energie und zuletzt auch die Leidenschaft. Brahms wie man ihn sich wünscht.

Da stören gelegentliche rhythmische Unklarheiten kaum. Saraste befeuert die Musikerinnen und Musiker zu maximalem Ausdruck, ohne in die Übertreibung abzugleiten. Das wirkt stimmig, gelungen – und erhält den verdienten Jubel des Publikums.

Als Zugabe erfreut Sibelius „Am Schlosstor“ aus Pelleas und Melisande - alle Qualitäten des Orchesters bezüglich Klang und Dynamik noch einmal zusammenfassend.

Heute Freitag (23.5.) spielt das WDR Sinfonieorchester im Großen Festspielhaus nach Mozarts A-Dur-Violinkonzert mit Vilde Frang Bruckners Dritte – www.kulturvereinigung.com
Bilder: Stéphane de Bourgies and Virgin Classixs; WDR/Thomas Kost

 

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