asdf
 

Ganz ohne kratzen und fauchen

ASPEKTE / FRANK STADLER PROJEKT

16/05/14 „Licht um Licht“ heißt das jüngste Werk von Hossam Mahmoud: Der Komponist persönlich an der Oud, der Geiger Frank Stadler und der Oboist James Austin Smith brachten das Trio am Donnerstag (15.5.) bei den Aspekten im Republic zur strahlenden Uraufführung.

Von Heidemarie Klabacher

Streichinstrumente wurden gestrichen, Blasinstrumente geblasen. Das ist in der zeitgenössischen Musik nicht selbstverständlich. Geigen werden gerne hinter dem Steg gestrichen oder geschlagen, von Blasinstrumenten hört man nicht selten nur die Luftgeräusche oder das Klappern der Mechanik.

Es war auffallend beim „Frank Stadler Projekt“ am Donnerstag (15.5.) im Republic, aber auch schon beim „ICE Projekt 1“ am Aspekte-Eröffnungsabend: Die Instrumente wurden fast ausnahmslos auf ganz und gar klassische Art und Weise gespielt, die Tonalität stand nicht selten im Zentrum der Stücke, niemand beliebte seine Hörerinnen und Hörer zu befremden - und „dennoch“ wurden von den Komponisten und den Interpreten überaus frische unverbrauchte Klänge erschlossen.

Geradezu an die Gemälde von William Thurner erinnerte das Stück „Licht um Licht“ des ägyptisch-salzburgischen Komponisten Hossam Mahmoud für Oboe, Violine und Oud, die arabische Laute. Der Oboist James Austin Smith ließ den Klang seines Instrumentes von hinten oben sich ausbreiten, während Frank Stadler und Hossam Mahmoud unten vorne auf der Bühne spielten. Allein dadurch wurde ein weiter Raum gespannt, den die oft aus dem Unisono heraus entwickelten Klangflächen erfüllten.

Mahmoud setzt „fremde“ Tonsysteme oder Intervallschritte äußerst sparsam und bewusst ein, spekuliert nie mit exotischer Wirkung als Selbstläufer. Ist ein Intervall einmal kleiner als etwa ein Halbtonschritt, dann ist das ein ganz bewusstes Zeichen, ein Marker, der die Aufmerksamkeit neu schärft.

Tatsächlich hat Frank Stadler für sich und das Stadler Quartett ein klassisches Kammerkonzert programmiert: Das Quartetto Nr. 2 für Oboe, Violine, Viola und Cello aus 1996 von Mario Davidovsky ist beinahe ein Konzert für Oboe und Solostreicher – so klar kontrastieren der Bläser- und der sehr geschlossene Streicherpart.

Auch das Stück der chinesischen Komponistin und Performerin Du Yun aus 2011 ist trotz der scheinbar extravaganten Besetzung ein geradezu intimes Kammermusikwerk. Andreas Steiner demonstrierte, welch feine differenzierte Klänge dem machtvollen Tam Tam zu entlocken sind.

Mit Steve Reichs Triple Quartett aus 1998 brachte das Stadler Quartett den Raum gleich dreifach zum swingen: Bei diesem Meisterstück der Minimalmusic können drei Ensembles gleichzeitig auf der Bühne zum Einsatz kommen. Es kann aber auch ein einziges Ensemble vorher zwei Quartette aufnehmen. Dann spielen die Musiker das dritte Quartett live zum Band dazu: So machen es Frank Stadler, Iszo Bajus, Predrag Katanic und Florian Simma. Ein unermüdlich und zugleich ruhevoll in sich kreisender Kosmos. Brillant.

Bild: Aspekte
www.aspekte-salzburg.at

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014