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Passio est

 

BACHGESELLSCHAFT / JOHANNESPASSION

14/04/14 Johann Sebastian Bachs Johannespassion besitzt ihre eigenen Meriten. Das war wieder einmal beglückend am Palmsonntag zu erfahren, durch Michi Gaiggs beherzt engagierte Leitung ihres L'Orfeo Barockorchesters und das Collegium Vocale der Bachgesellschaft.

Von Horst Reischenböck

Der Thomaskantor hatte erst kurz zuvor sein Amt in Leipzig angetreten, als es für ihn vor 290 Jahren innerhalb weniger Wochen galt, für den 7. April eine Passionsmusik in der Nicolaikirche zu gestalten. Am Resultat, seiner Johannespassion BWV 245, feilte er danach, wohl aufführungspraktisch bedingt, mehrfach. In einer zwischen 1746 und 1749 begonnenen Reinschrift kehrte er zuletzt doch wieder zur ersten Satzfolge zurück, wie sie nun allgemein Aufführungen zugrunde liegt.

Lange Zeit wurde die Johannespassion, nicht zuletzt auch durch die frühe Wiederentdeckung des großen Schwesterwerks, der später entstanden, repräsentativeren Matthäuspassion, als weniger gewichtig angesehen. Zu Unrecht, denn obwohl Bach auch hier auf Matthäus' plastische Schilderung des Zerreißens des Vorhangs im Tempel nicht verzichten wollte, verfolgte er ein gänzlich anderes dramatisches Konzept. Indem er dem Chor die maßgebliche Rolle zuwies, konzentriert sich das dichte Geschehen auf die Aussagen der Juden in den im Vergleich hier wesentlich ausgedehnteren Turbae-Chören, die Bach zudem nicht nur von ihren Themen und Motiven her, sondern auch in Gestik und Satztechnik verband. Ein zusätzlich zu den verinnerlicht vorzutragen betrachtenden Chorälen nicht gering zu schätzender Anspruch an das von Albert Hartinger präzise einstudierte Collegium Vocale. Dieses Ensemble hat sich seiner Aufgabe ausgezeichnet entledigt und hat zugleich den Beweis angetreten, dass n, dass die 21 Vokalisten für die Große Universitätsaula absolut ausreichen.

In der Johannespassion steht auch mehr der Evangelist im Blickpunkt. Virgil Hartinger war ein beeindruckender, zu Zeiten entsprechend auch affektgeladener Schilderer des ihm in den Secco-Rezitativen zugewiesenen Evangelientextes. Viril führte er seinen Tenor durch die Melismen und gestaltete genauso berührend die ihm zugewiesen ariosen Betrachtungen. Markus Volpert überzeugte sowohl in seinen Arien wie als Christus, den er eine Spur weniger fundamental gewichtig anlegte denn sein Bass-Kollege Matthias Winckhler in der Doppelfunktion als Petrus und Pilatus. Anstelle von Franz Vitzthum sprang David Erler als Altus ein und verinnerlichte seine Aussagen aufs Schönste. Getoppt allerdings seitens Ulrike Hofbauers Sopran, die perfekt instrumental linear mit den Flöten und Oboen konzertierte.

Ausgezeichnet assistierte das auf Originalinstrumenten spielende L'Orfeo Barockorchesters, instruktiv beschworen von Michi Gaiggs den Ausdruck plastisch nachzeichnenden Händen. In Summe ein berührender Einstieg in die Karwoche. Die Wiedergabe hat die Zuhörer in nachsinnenden Bann gezogen, der sich erst zögernd dann in zu Recht begeisterte Zustimmung löste.

Bild: www.lorfeo.com / Reinhard Winkler

 

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