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Mit viel Temperament

MOZARTEUMORCHESTER / BOLTON / WEILERSTEIN

11/04/14 Klang und Dynamik, Mendelssohn-Bartholdy und Schumann: Ein romantisches Programm musizierte das Mozarteumorchester unter der Leitung von Ivor Bolton im sechsten Donnerstagskonzert im Großen Saal des Mozarteums.

Von Christiane Keckeis

Mendelssohn-Bartholdy malt in seiner Ouvertüre „Die Hebriden“ die wildromantische schottische Inselgruppe in allen erdenklichen Farben, und Bolton und das Mozarteumorchester gestalten kultiviert, mit ruhigem Duktus, der gelegentlich durch wilde Eruptionen kontrastiert wird, ein Bild zwischen ruhigem Grün und heftigem Gischtgrau. Ein wenig fehlt die Magie, das Geheimnis. Es liegt alles sehr offen, es gibt keine Nebel, wenig Sehnsucht. Einzig im sehr schön gestalteten Klarinettensolo deutet sich an, dass es da hinter der Oberfläche der Landschaft noch etwas Mystisches geben könnte.

Innerlichkeit hat auch in Schumanns Cellokonzert a-Moll wenig Platz. Die amerikanische Ausnahmecellistin Alisa Weilerstein ist deutlich mehr Schumanns extrovertiertem Florestan, als dem innigen Eusebius zugeneigt und gerät in den singenden Parts in Gefahr, in die Nähe von Schmalz und Kitsch abzugleiten. Im Duett mit dem Solo-Cellisten des Mozarteumorchesters, Marcus Pouget, im langsamen Satz wünscht man sich fast ein bisschen mehr von dessen Lesart auch für das konzertierende Cello. Stupend wirkt Weilerstein da, wo es temperamentvoll und virtuos wird, wobei auch eine so versierte Konzertcellistin wie sie nicht vor Hoppalas gefeit ist. In rasendem Tempo sprintet sie durch den letzten Satz – sehr beeindruckend. Das Orchester wirkt von ihrem Temperament leicht überfordert und steigt nicht ganz in Weilersteins Lebendigkeit ein. Als Zugabe spielt die Musikerin eine sehr tänzerische, temporeiche eigenwillige Interpretation von Menuett 1 und 2 aus Bachs dritter Cellosuite.

Spritzig, farbig und mit lustvollem Spiel widmet sich das Mozarteumorchester nach der Pause Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre zu „Ruy Blas“: Da gibt es viel zu entdecken. Das satte Bläsercorps im Kontrast zu den beweglichen Streichern, die wunderbar homogene Bassgruppe, das lebendige farbige Gestalten aller Beteiligten. All das macht eindeutig Spaß, auch den Zuhörenden.

Ähnlich gelingt auch Schumanns 4. Symphonie d-Moll in der Urfassung. Mit schönem symphonisch flächigem Klang, dynamischen Bögen und langen Phrasierungen im ersten Satz überzeugt das Orchester ebenso wie mit lebendigem, akzentuiertem Schwingen und ineinandergreifendem Wechselspiel im Scherzo. Immer wieder gibt es schöne Momente in Soloauftritten, seien es die kultivierten, tonschönen Posauneneinwürfe, das Duett zwischen Oboe und Cello oder das Solo des Konzertmeisters. Es entsteht ein rundes musikalisches Bild von der Qualität des Orchesters, das sich in der dichten, organisch gestalteten Schlusssteigerung des Allegro vivace noch einmal eindrucksvoll manifestiert. Freude bei Musizierenden und im Publikum.

Bild: alisaweilerstein.com

 

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