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Romantik pur

SINFONIEORCHESTER DER UNIVERSITÄT MOZARTEUM / GRAF

25/03/14 Befeuert durch Chefdirigent Hans Graf begeisterte das Sinfonieorchester der Universität Mozarteum mit Werken von Webern und Schumann. Bejubelt wurde die 22jährige Krakauerin Julia Kociuban als Solistin im zweiten Klavierkonzert von Frederic Chopin.

Von Horst Reischenböck

507Wie hoch stehend und reich an Talenten Salzburgs Musikausbildungsstätte ist, zeigt sich auch daran, dass es schon zu Semesterbeginn gelingt, die Studentinnen und Studenten zu einem homogenen Orchester zu verschmelzen. Der gewohnt hohe technische Standard und die musikantische Spielfreude - angefacht durch die präzisen Einsätze Hans Grafs, denen die Ausführenden ebenso präzise folgten – ergaben eine Leistung würdig etwa auch des Podiums im Großen Festspielhaus.

Doch der Reihe nach. Carl Maria von Webers „Oberon“-Ouvertüre war m Freitag (21.3.) im Großen Studio alles andere, als ein „Aufwärmstück“, allein schon vom heiklen Anfangsthema her, das auch gestandene Berufsmusiker fordert. Wie der Hornsolist zu dieser Gelegenheit subtil das Paradeinstrument der Romantik blies – alle Achtung! Und nach ritterlichem Aufschwung kostete das Klarinettenduo im gleichen Sinn warm verströmend seine Kantilene aus. Übrigens gibt es dazu einen kleinen lokalen Bezug, war doch Carl Maria Weber unter allen Schülern Michael Haydns vor Ort der talentierteste und berühmteste.

509Auf der Reise von Wien nach Paris, seiner zukünftigen Wirkungsstätte, stattete auch Frédéric Chopin Salzburg einen Besuch ab. Mit im Gepäck der Solopart seines Klavierkonzerts f-Moll Nr. 2. Da die Orchesterstimmen verloren gegangen waren, musste er sich widerwillig um deren Rekonstruktion bemühen, was die späte Opuszahl 21 nach sich zog.

Chopin gilt ja nicht unbedingt als Meister der Instrumentierung, doch was Hans Graf hier an klanglicher Opulenz aus dem Orchesterpart herausholen ließ, ließ keinerlei derartigen Gedanken aufkommen.

Intensiv mitgestaltende Orchester-Assistenz also für die Solistin Julia Kociuban, die sich darin wohlgeborgen fühlen durfte. Bereits 2008 Preisträgerin beim nationalen Chopin-Wettbewerb, vervollkommnet sie sich derzeit bei Pavel Gililov weiter. Wie ihr Herzblut an ihrem Landsmann hängt! Das war zu spüren - schlichtweg beeindruckend. Zwischen kraftvollen Attacken glitzernd verspielt hingetupft die Kaskaden des Kopfsatzes; spritzig verschmitzt das tänzerische Animo des Finales. Noch bewegender war freilich, wie sie dazwischen das Larghetto geradezu „sang“: So intensiv gestaltet war dieser Satz schon lange nicht mehr zu erleben gewesen.

508Auch nach der Pause schonte Graf seine Mitstreiter keineswegs. Stellt doch Robert Schumanns Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 mit ihrem immer wiederkehrenden Bläserruf, zuletzt glanzvoll gesteigert durch die Blechbläser, nicht geringe Anforderungen, besonders an die Streicher, denen Hans Graf hörbar intensive Vorarbeit verordnet hat. Eine spannende Entwicklung von der nur vordergründig ruhig gelöst wirkenden Einleitung bis zur Virtuosität des Scherzos. Im tief empfindenden Adagio – das durch Schumanns Auseinandersetzung mit Bach beeinflusst ist – sannen spürten alle Ausführenden mit ebensolcher Spannung dem geforderten Ausdruck nach - ehe der finale Wirbel zum positiven Befreiungsschlag ansetzen konnte. Prächtig dieser aus einem Guss gestaltete Beweis des Könnens aller Beteiligten. Bravo!

Bilder: MOS/Christian Schneider

 

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