Der letzte Salzburger Hofkapellmeister
HINTERGRUND / MUSIKGESCHICHTE
02/03/11 Begeisterung für Musik sagt man dem letzten Salzburger Landesfürsten, Hieronymus Graf Colloredo, gemeinhin nicht nach. Sein und damit letzter Hofkapellmeister Salzburgs als souveränes Fürsterzbistum war Luigi Gatti. Die Mozarts wurden bei seiner Bestellung übergangen.Der von seinen Zeitgenossen hoch verehrte Komponist Luigi Gatti (1740?1817) wurde in Lazise am Gardasee geboren. In seiner ersten Lebenshälfte wirkte er vornehmlich in Mantua, wo er zum Priester geweiht wurde. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Musiker der Mantuaner Hofkirche Santa Barbara gründete sein baldiger Ruhm vor allem auf der Komposition von Opern, die über Mantua hinaus ausstrahlten und am Höhepunkt seiner italienischen Karriere auch am Teatro alla Scala in Mailand aufgeführt wurden. Im Augenblick dieses Erfolges wurde Gatti von Hieronymus Colloredo für das Salzburger Hofkapellmeisteramt engagiert, das er am 1. Juli 1782 antrat und für 35 Jahre bekleidete.
"Dass Erzbischof Colloredo mit der Bestellung Luigi Gattis sowohl Leopold und Wolfgang Amadé Mozart als auch Michael Haydn überging und dass Gatti heute in Italien Anerkennung findet, während sein Name nördlich der Alpen in Vergessenheit geraten ist, eröffnet Perspektiven auf unterschiedliche nationale Wahrnehmungs- und Rezeptionsweisen", erklärt die Salzburger Musikwissenschafterin Eva Neumayr, Organisatorin eines internationalen Symposions von 4. bis 6. März im Kardinal-Schwarzenberg-Haus.
In Salzburg schuf Gatti ein umfangreiches OEuvre geistlicher und weltlicher Musik, in dem sich sein Herkommen aus dem italienischen Rokoko und der neapolitanischen Operntradition mit neuen Elementen des klassischen Stils verband.
Nicht nur Gattis Wirken als Komponist und Leiter der Salzburger Hofmusik und späteren Dommusik, sondern auch das musikalischen Umfeld unter Fürsterzbischof Colloredo, Kurfürst Ferdinand III. und bayerischer Regierung, das von Leopold Mozart und Michael Haydn bis 1806 geprägt war, soll in dem Symposium beleuchtet werden. "Gattis Wirken in Salzburg fällt in eine Zeit des politischen Umbruchs, der für Salzburg tiefgreifende Veränderungen mit sich brachte", so Eva Neumayr.
Als Referenten sind Wissenschaftler aus Italien, Tschechien, Deutschland und Österreich eingeladen. Organisiert wird das Salzburger Symposium „Keine Chance für Mozart“ von der RISM Arbeitsgruppe Salzburg und dem Archiv der Erzdiözese Salzburg. Die RISM-Arbeitsgruppe Salzburg wurde 2007 im Rahmen eines vom FWF geförderten Forschungsprojektes gegründet, um die Musikhandschriften der Salzburger Dommusik nach internationalen Kriterien zu dokumentieren und über die Datenbank des internationalen Quellenlexikons der Musik „Répertoire International des Sources Musicales“ (RISM) für die Musikforschung zugänglich zu machen.
Zur 1200-Jahrfeier der Gründung des Erzstiftes Salzburg durch den heiligen Rupert hat Luigi Gatti 1782 die "Missa St. Ruperti" geschrieben, die am Sonntag (6. März) um 10 Uhr im Dom erklingen wird. Es ist vermutlich Gattis erstes für Salzburg geschaffenes Werk. Auch Michel Haydn schuf für diesen Anlass seine „Jubiläumsmesse“. In den letzten Jahren wurde von prominenten Musikwissenschaftern die These diskutiert, die Entstehung von Mozarts c-Moll-Messe sei ebenfalls im Zusammenhang mit diesem Fest gestanden.
Im Anschluss an den Gottesdienst im Dom findet am 6.3. um ca. 11.30 Uhr im Kardinal-Schwarzenberg-Haus eine Podiumsdiskussion zum Thema „Keine Chance für Gatti? Musikforschung und Musikpraxis im Schatten der Großen.“ statt. Hannes Eichmann (ORF) diskutiert unter anderem mit Reinhard Goebel (Musica Antiqua Köln), Alessandro Lattanzi (Pesaro), Ulrich Leisinger (Stiftung Mozarteum) und dem emeritierten Salzburger Ordinarius Juerg Stenzl. (Erzdiözese/Archiv; dpk)
Es gibt rund ums Symposion ein reichhaltiges Konzertprogramm, der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Weitere Information unter 0662/8047-1507; 0680/2019054,
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
. - www.kirchen.net/archiv
Konzert- und Symposionsprogramm zum Download
Zur CD-Kritik Musik aus Salzburgs Bischofskirche