Jubel und Trubel im Frisiersalon
KINDERFESTSPIELE / TEENIE-KONZERT
29/02/11 Die zwei Akte von Rossinis „Barbier“ lassen sich locker in einer Stunde nacherzählen. Da muss man gar nicht auf innere Logik verzichten: eine Art „Hearer’s Digest“ sozusagen, in dem auch ruhig einzelne Nummern umgestellt werden dürfen. Ein paar vom Landestheater geliehene Requisiten reichen auch aus, um die Spielorte anzudeuten.
Von Horst Reischenböck
Wie vermittle ich Teenagern Oper? Elisabeth Fuchs, die von ihr schwungvoll animierte Junge Philharmonie Salzburg und eine handvoll erlesener Darsteller haben wieder einmal ein schlüssiges Rezept für all Jene gefunden, die mit dieser Kunstform vielleicht noch nie Kontakt hatten.
Sonntagnachmittag (27. 2.) in der Großen Aula: Rechts, neben einer angedeuteten Türe, Rosinas Zimmer hinter einem Balkon. Auf ihn will, nach gekürzter Ouvertüre, in bester Romeo-Manier ein junger Mann klettern: Es ist Max Kiener, der als Lindoro verkleidete und beide Ohren verliebte Graf Almaviva. Sie, Eva Schossleitner, kann angeblich nur Italienisch, plappert also nach ihrer Arie von Pizza und Spaghetti. (Die Erwähnung von Mafia oder Berlusconi hätte nicht unbedingt sein müssen, brachte lediglich die erwachsenen Begleiter zum Schmunzeln).
Links außen Figaros Friseurladen. Auch Thomas Ruf, wie alle Vokalisten am Mozarteum ausgebildet, sang seine Cavatine in der Originalsprache. Danach regte sich vorerst einmal keine Hand zum Beifall. Nicht seiner sängerischen Leistung wegen, sondern weil man - möglicherweise - den Text einfach nicht verstanden hat. Vielleicht wäre es in diesen Fällen hilfreich, die deutsche Übersetzung auf die Wand dahinter zu projizieren?
Die Sache erklärt sich dennoch schnell: beim Rasieren des fast schon karikierend altersgekrümmt mit Krückstock dahinstochernden Dr. Bartolo (Wolfgang Dinglreiter), erfährt man, dass es dem wenig begüterten Oheim nur um das Geld seines reichen Mündels geht. Diesem Oheim machen Figaro und der Graf intrigant in bekannten Anläufen den bekannten Strich durch die Rechnung: gekonnt übertreibend und spontan Heiterkeit provozierend fordern sie als besoffene Soldaten Quartier. Dann im „romantischen Duett“ mit dem verkleideten Musiklehrer zeigt Rosina, dass sie auch Englisch kann. Das stammt also nicht aus Rossinis Feder, macht aber nichts, denn früher war’s auch durchaus üblich, Anderes ungefragt einzufügen. Und es passt zu den „Teenie-Konzerten“ der Jungen Philharmonie, die alle englische Konzerttitel tragen.
Ebenso vergnüglich, spritzig ging es weiter bis zum glücklichen Ende von Gioacchino Rossinis „Melodramma buffo“ und zum Jubel des Auditoriums. Fortsetzung folgt - fast auf den Tag genau nächstes Jahr mit „Figaros Hochzeit“.