Nicht nur Im Walzerfieber
CAMERATA / NEUJAHRSKONZERT
03/01/11 Wenn’s mit dem „Kaiserwalzer“ beginnt, dann ist – nicht nur für mich – ein Neujahrsprogramm ohnedies schon fast von selbst gelaufen. Zumal so stimmungs- und schwungvoll musiziert, wie durch die Camerata Salzburg diesmal im Großen Saal des Mozarteums.
Von Horst Reischenböck
Ex-Konzertmeisterin Natalie Chee war wieder zurückgekehrt und führte wie einst der Strauß-Schani das Ensemble an. Sie und der Kontrabassist Josef Radauer haben in Doppelconference durch die Programmfolge geführt.
Der übergeordnete Titel versprach „Walzerfieber“, doch das war’s nicht nur: Zunächst war ein kurzer geschichtlicher Rückblick wohl auch für die ausländischen Gäste bestimmt. Man ging von den volksmusikalischen Vorläufern Jodler, Walzer und Schleuniger aus, spielte da in originaler Besetzung mit drei Geigen plus Bass. Weiter ging es mit einem Dreierpack an Mozart-Tänzen, wo die Schlagwerker auch ihre Janitscharen-Instrumente einsetzen durften. Via Mozart war Salzburg vielleicht „mit Schuld“ an der Tanzeuphorie in Wien.
Dann ging’s gleichsam quer durch den dortigen Gemüsegarten. „Landerer“ von Lanner - seine Steyrischen Tänze, noch durch Strawinsky in seinem Petruschka-Ballett eines Zitats für würdig befunden -, Kreislers Schmachtfetzen „Liebesleid“ und von Lehàr „Gold und Silber“ (vielleicht doch nicht „einer der schönsten Walzer“ …), unterbrochen durch zwei Galoppe von Strauß-Vater und Sohn.
Dan international von Ost nach West. Tschaikowsky mit „Dornröschen“, Schostakowitschs letzter Walzer aus seiner Suite für Varietéorchester Nr. 1, in reduzierter Fassung ohne Gitarre, Posaunen und Tuba. Schmissig „hingeknallt“ die berühmte Champagner-Polka von Lumby, dazu der retardierende Kontrast durch Sibelius’ Valse triste sowie der Walzer aus Gounods „Faust“. Und über dem Kanal Elgar, mit amüsant verbalem Seitenhieb auf England, in dem einst Lord Byron gegen den „unmoralischen Tanz“ wetterte.
Mit Eskapaden in 5/8 und 7/8-Gefilde von Bernstein und einem Medley aus Mancinis „Moon River“ und Brubeck, in das sich auch ganz locker Schifrins „Mission impossible“ einfügte, bewies dann auch die "Camerata-Bigband" wieder einmal in ihr elementar temperamentvoll überschäumendes Können: begeisternd, mitreißend. Die Stimmung schlug spontan ins Auditorium über, das mit Zustimmung nicht geizte. „Mit Donner und Blitz“ und „Èljen a Magyar“, traditionellerweise mit Glückwünschen in allen Sprachen ihrer Mitglieder, öffneten sich dann endgültig die Tore für 2011.