Gar sanfte Revolution im Roten Salon
ARGE / ROTER SALON
30/11/10 Der „Rote Salon“ hat eine in Salzburg einzigartige Atmosphäre. Ist die Zahl der Besucher überschaubar, lebt der Salon von der Intimität eines Wohnzimmers und der scheinbar nicht vorhandenen Grenze zwischen Künstler und Publikum. Ist er hingegen ausverkauft, fühlt man sich fast wie in einem Großstadt-Club. So auch diesmal bei modernem Indie-Pop und zeitlosen Gitarrensongs.
Von Nina Ainz
Das Wiener Duo My Name Is Music und die Salzburger Singer/Songwriterin Mel sorgten beim vorletzten „Salon“ dieser Saison für ein ausverkauftes Haus. My Name Is Music, bestehend nur aus einer Stimme, einer E-Gitarre und sparsam, aber effektiv eingesetzten Percussions, eröffneten den Abend mit ihrem minimalistischen Indie-Pop und riefen zur „Smooth Revolution“ auf.
In den kurzweiligen Songs thematisieren Sängerin Phoebe Hall mit rosaroter Perücke und Gitarrist Niki Altmann mit nacktem Oberkörper gedankenlosen Konsum, Regen an heißen Sommertagen, aufmüpfige Frauen und Kaninchen, die in der Wohnung herumhoppeln. Da ist für jeden etwas dabei.
Die eingängigen Melodien gehen sofort ins Ohr und bleiben auch dort. Lieder wie das kraftvolle „Paralysed“, eine Vorschau aus dem neuen Album, beweisen, wie gut die zurückgenommene Instrumentierung funktionieren kann. Halls fabelhafte Stimme ist in ihren besten Momenten mit der von Róisín Murphy vergleichbar, auch in ihrer Bühnenpräsenz lassen sich Parallelen zur ehemaligen Moloko-Frontfrau herstellen. In der Zugabe singt Hall mit grüner Perücke „we are terrorists“ – wahrer Terror klingt jedoch anders.
Weniger revolutionäre Töne schlug anschließend Singer/Songwriterin Mel an. Die Salzburgerin ist durch ihre Folk-Gitarren-Songs bereits österreichweit bekannt geworden. Im Roten Salon präsentierte sie am Freitag (26.11.) ihr Debütalbum „escape the cold“, das schon vor einem halben Jahr erschienen ist. Mel macht Musik für Freunde der gepflegten Melancholie und getragener Gitarrensongs mit „Westcoast-Appeal“, wie es auf der ARGEwebsite heißt.
Zu Beginn des Konzerts steht sie allein mit ihrer Akustikgitarre auf der Bühne, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Später wird sie erst von ihrem Mentor, dem Seesaw-Sänger und Gitarristen Stootsie, mit E-Gitarre und Bass begleitet, für die letzten Songs holt sie schließlich noch zwei andere Freunde auf die Bühne, die Mels Kompositionen unaufdringlich begleiten.
Mels markante Stimme klagt und sehnt sich durch ihr Songbook, dem auf Dauer etwas Abwechslung fehlt. Nach einer halben Stunde sehnt man sich förmlich nach einem Geschwindigkeitswechsel. Lieder wie die aktuelle Single „Be Honest“ und das gefühlvolle „Read Your Mind“ zeigen allerdings das Talent der Künstlerin, die für ihre 2008 erschienenen EP „Changing“ schon für einen Amadeus Award nominiert wurde. Vielleicht sollte sich das nächste Album weniger von der trägen Hitze in Los Angeles und mehr von der frischen Kälte im Salzburger Land inspirieren lassen, gespannt darf man jedenfalls sein auf das, was von Mel noch kommen wird.