asdf
 

Gar kein Balance-Akt mehr

LANGE NACHT DER KOMPONISTEN

25/11/10 Die Bewegung, die in den letzten Jahren in die Neue Musik-Szene gekommen ist, gleicht einem Tsunami. Nichts erinnert mehr an die verschwörerischen Versammlungen von Eingeweihten, die - beinahe „unter sich“ - einander und ein paar Unverbesserlichen ihre jeweils neuen Stücke vorspielten. Auch die „Lange Nacht der Komponisten“ am Freitag (26.11.) verspricht heuer  anders zu werden: Akrobaten mischen mit.

Von Heidemarie Klabacher

altZeitgenössische Musik ist längst keine Nische für Eklektiker mehr. Geradezu selbstverständlich stehen Werke von zeitgenössischen Komponistinnen und Komponisten auf den Konzertprogrammen der „klassischsten“ Veranstalter. Und die angestammten Veranstalter zeitgenössischer Konzerte ruhen sich ihrerseits nicht aus, auf der Welle des Erfolges. Musterbeispiel: „Die Lange Nacht der Komponisten“, die heuer von Akrobaten aufgemischt wird.

„Im Mittelalter zog eine wandernde Bruderschaft, die ‚Frère Pontifes’, zu Deutsch die ‚Brückenbrüder’ durch die Lande. Ihr Ziel war es, Brücken entlang der Pilgerwege zu errichten“, erzählten die Verantwortlichen Stefan David Hummel und Klemens Vereno von der IG Komponisten. „Die Idee des Brückenbaus als gemeinschaftliches Werk zum Nutzen aller“ werde in dieser Performance wieder belebt und sichtbar gemacht: „Männer und Frauen überwinden ihre Unfähigkeit aus einer gescheiterten Existenz auszubrechen und finden sich als Individuen zu einer Gemeinschaft zusammen, um sich jeder in seiner Persönlichkeit dem höheren Ziel unterzuordnen.“

altKlingt spannend. Dass so eine Performance im Konzert selbst eine „Brücke“ sein kann - zu  Menschen nämlich, die zeitgenössischer Musik doch noch skeptisch gegenüberstehen und quasi im Saltoflug abgeholt werden - sprechen die Initiatoren selbst dabei gar nicht an.

Spannend, ob die „artistisch theatralische Performance“ in Anlehnung an eine Skizze Leonardo da Vincis aus dem Codex Atlanticus tatsächlich Brücken zur Musik schlagen oder reizvolle Verzierung bleiben wird.

„Arkobat“ heißt jedenfalls das Musik-Ensemble, das unter der Leitung von David Danzmayr Werke von Leitner, Fürst, Müllenbach, Grassl, W. Danzmayr, Brüggemann-Stepien oder Gruchmann spielt. Die Akrobatikgruppe der Abteilung für Schauspiel und Regie des Mozarteums nennt sich dagegen schlicht „Fahrendes Volk“. Sie wird von  Ulf Kirschhofer trainiert, von dem auch Idee und Inszenierung für die Performance auf Musik von Stefan David Hummel, Hannes Raffaseder und Werner Raditschnig stammen.

Gäste der von Stefan David Hummel und Klemens Vereno konzipierten „Langen Nacht der Komponisten“ sind das Österreichische Ensemble für Neue Musik (oenm) und die junge Geigerin Marie-Christine Klettner, die 2009 zum „String Player of the Year“ der Universität Mozarteum ernannt wurde.

Lange Nacht der Komponisten: Freitag (26.11.), 20 Uhr, Solitär.

Bild: Uni Moz / Johannes Thanhofer

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014