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Vom ÖENM zum oenm

35 JAHRE OENM / HINTERGRUND II

Frank Stadler und Peter Sigl sind die Führungspersönlichkeiten der flexiblen Musikergruppe, als deren „harten Kern“ sich das Stadler Quartett versteht, international eines der führenden Streichquartette für Neue Musik. Morgen Samstag (27.11.) feiert das oenm im „Spiegelzelt“ im Volksgarten sein 35 jähriges Bestehen mit einem „Klangfest“: Die Werkwahl - klassische und gegenwärtige Moderne - ist programmatisch für das oenm. - Lesen Sie weiter in Gottfried Franz Kaspareks Geschichte des Ensembles, das die Auf- und Annahme zeitgenössischer Musik in Salzburg so entscheidend geprägt hat.

ÖENM, oenm: Höhepunkte 1997 - 2010

Von Gottfried Franz Kasparek

alt26/11/10 Der Wandel der Zeit verlangt sich wandelnde Signale, wie die Verwandlung des Kürzels für „Österreichisches Ensemble für Neue Musik“ in den letzten beiden Jahrzehnten verdeutlicht. 1997 übernahmen der Geiger Frank Stadler und der Cellist Peter Sigl die Leitung, Ausdruck auch eines natürlichen Generationenwechsels im Ensemble – wozu zu bemerken ist, dass der bis heute dem oenm verbundene Herbert Grassl in dieser Beziehung rechtzeitig die Weichen in die Zukunft gestellt hat.

Er war es, der junge Leute von der damaligen Musikhochschule Mozarteum zur Neuen Musik und in sein Ensemble brachte. Als Konzertmeister des oenm und künstlerische Leiter sind Frank Stadler und Peter Sigl bis heute die wesentlichen Führungspersönlichkeiten der flexiblen Musikergruppe, als deren „harten Kern“ sich das stadler quartett versteht, eines der führenden Streichquartette für Neue Musik (und darüber hinaus!) in der aktuellen Besetzung Frank Stadler, Iszo Bajusz, Predrag Katanic und Peter Sigl.

altIn den Jahren 1999 und 2000 wurde nach dem im Ensemble erfolgten Generationswechsel die Basis für den Höhenflug des folgenden Jahrzehnts geschaffen. Im Juni 1999 fuhren nach dem ersten Konzert des Ensembles beim ersten stART-Festival in Salzburg, welches die folgenreiche Begegnung mit dem Dirigenten und Komponisten Johannes Kalitzke brachte, noch einmal die Klangmobile rund um ein Konzert im Kunsthaus Bregenz – gesteuert unter anderem von den Erfindern Grassl und Beck. Die Geschäftsführung übernahm damals ein Mitglied des Ensembles, der Geiger Richard Flür.

Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Internationalen Sommerakademie der Universität Mozarteum führte zu zwei „Festspielkonzerten“ im Sommer 2000 im Künstlerhaus und im Großen Saal des Mozarteums. Im folgenden Jahr wurde u.a. Wolfgang Rihms Kammeroper „Jakob Lenz“ aufgeführt – dabei präsentierte sich das oenm erstmals als „Opernorchester“ in größerem Rahmen.

altDie Saison 1999/2000  brachte einen neuen Konzertzyklus: Jahrtausendwende und kein Ende. Die Idee und die Dramaturgie stammten von Gottfried Franz Kasparek, der seit dem Herbst 1998 als Redakteur der Programmhefte und dramaturgischer Mitarbeiter für das Ensemble tätig und auch der Verfasser dieses Versuchs einer Chronik ist.

Am 14. April 2000 war im damaligen Stadtkino (heute republic) im Rahmen der zehnten Nacht der Komponisten auch 25 Jahre oenm zu feiern. Trotz latenten Geldmangels glückte eine Folge von Uraufführungen. 2001 stand im Zeichen eines Sparprogramms, was eigene Veranstaltungen betraf. Immerhin wurde mit den Konzerten im April in Zusammenarbeit mit Orpheus Trust unter dem Motto Musik im Exil nicht nur in Salzburg, sondern auch im Wiener Konzerthaus an aus Österreich vertriebene Komponisten der klassischen Moderne nachhaltig erinnert.

altIm Sommer 2002 begann die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen unter der Intendanz von Peter Ruzicka. Johannes Kalitzke dirigierte „in vain“ von Georg Friedrich Haas. Die Saison 2002/2003 brachte den ersten „Länderzyklus des oenm“ in Zusammenarbeit mit der Internationalen Stiftung Mozarteum im Wiener Saal. Im Frühjahr 2004 folgte der zweite  „Länderzyklus“ im Künstlerhaus.

Beim stART Festival im Juni 2004 kam es zur Begegnung mit Helmut Lachenmann, der in der Folge mit dem oenm und mit dem stadler quartett mehrmals intensiv zusammen arbeitete. Da sich die finanzielle Ausstattung verbessert hatte, konnte ab Juni 2004 erstmals ein professioneller und fix angestellter Geschäftsführer bestellt werden: Wolfgang Laubichler, der in den folgenden Jahren wertvolle weitere Aufbauarbeit leistete, auch was die internationale Positionierung des Ensembles betraf. Gleich drei Konzerte bei den Salzburger Festspielen, eines davon dirigiert von Dietrich Fischer-Dieskau, waren viel beachtete Höhepunkte im Sommer 2004. Bei den ASPEKTEN 2006 kam es zur Begegnung mit dem 1. Träger des neuen Großen Musikpreises des Landes Salzburg, Salvatore Sciarrino.

altNach einer strukturell und finanziell bedingten Pause im Mozartjahr, nach der tief greifenden Neuorientierung in Sachen Neuer Musik in Salzburg im Rahmen des seit 2005 existierenden  Festivals Dialoge der Stiftung Mozarteum und der Salzburg Biennale – beides unter maßgeblicher Mitwirkung des oenm - und der verstärkten Aufnahme neuer Musik in „traditionelle“ Konzertprogramme (vor allem bei der Mozartwoche), wurde stART als Kooperation von oenm und ARGEkultur zur experimentellen Werkstatt für neue szenische Produktionen performativen Charakters und gleichsam neu gegründet.

2008/2009 veranstaltete das oenm den Zyklus „Saiten-Klang“: 4 Konzerte im Solitär. Der Zyklus 2010/11 gilt den „fingerprints“, also den Programmideen der Ensemblemitglieder.

Im März 2009 wurde die erste Salzburg Biennale als Kooperation der Neue-Musik-Veranstalter ASPEKTE, oenm, Stiftung Mozarteum, Universität Mozarteum, IG Komponisten und stART unter der künstlerischen Leitung von Hans Landesmann und der Geschäftsführung von Wolfgang Laubichler zum großen Erfolg bei Publikum und Presse. Das oenm und das stadler quartett sind wesentliche Träger des international viel beachteten neuen Festivals

altDas oenm zählt heute, weiterhin unter der künstlerischen Leitung von Peter Sigl und mit Alexander Kraus als Geschäftsführer, dem Nachfolger des im April 2008 zur Salzburg Biennale gewechselten Wolfgang Laubichler, zu den internationalen Spitzenensembles für Neue Musik, spielt in Salzburg regelmäßig im Rahmen der neuen Salzburg Biennale, beim AASPEKTE Festival, beim stART-Festival sowie bei den Dialogen der Stiftung Mozarteum. Erster Gastdirigent des oenm ist weiterhin Johannes Kalitzke eine der führenden Dirigentenpersönlichkeiten der aktuellen Musik.

Das oenm ist eine Gruppe von hoch qualifizierten Spezialistinnen und Spezialisten für Neue Musik, deren Besonderheit es ist, dass die einzelnen Musikerinnen und Musiker in ihrem künstlerischen Leben nicht auf eine einzige Sparte festgelegt sind, sondern zum Beispiel im Mozarteumorchester Salzburg, in der Camerata Salzburg oder im Concentus musicus auch in vielen anderen Bereichen der so genannten „klassischen“ Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart zur ersten Kategorie zählen.

Der besondere, farbig-sinnliche und dennoch transparente Klang des Ensembles hat viel damit zu tun, dass den Mitgliedern die Welt eines Bach, Mozart, Schubert, Brahms oder Puccini ebenso vertraut ist wie die der Moderne. (Ende)

klangfest – 35 Jahre oenm
Samstag (27.11.), 20.30 Uhr, Spiegelzelt Winterfest im Volksgarten.
oenm, Thomas E. Bauer, Bariton, Johannes Kalitzke, Leitung
John Adams                 Shaker Loops
Wolfgang Rihm            Séraphin-Sphäre
Gustav Mahler              Lieder eines fahrenden Gesellen (Schönberg-Bearbeitung)
Paul Hindemith             Kammermusik Nr. 1
Arnold Schönberg         Verklärte Nacht
www.oenm.at in Kooperation mit dem Winterfest  www.winterfest.at ; Tickets 0664 1 56 00 56
Bilder: Markus Sepperer / oenm

 

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