Tintinnabuli und Gotteslob
JUNGE PHILHARMONIE
29/10/10 Aus „Classical dance meets Breakdance“ wurde „Bach & Pärt“, aus zwei Terminen einer, aus dem Haus für Mozart der Große Saal des Mozarteums. Es blieb das erste Abo-Konzert der Jungen Philharmonie und es blieb ein Programmpunkt der sonderbaren „Salzburger Kulturtage“, die man gar nicht mehr bemerkt, denn in Salzburg sind ohnehin immer Kulturtage.Von Paul Kornbeck
Der Saal war voll, die Stimmung toll, so ist man es gewöhnt bei Konzerten der Jungen Philharmonie. Die Welt der reinen Dreiklänge des Arvo Pärt passt wunderbar zur eigentlich viel komplexeren, aber eben auch von höchster Spiritualität erfüllten Welt des Johann Sebastian Bach. Die Begeisterung aller Mitwirkenden war einen Abend lang spürbar, teilte sich direkt mit. Zu Beginn erklang der „Cantus in Memory of Benjamin Britten“, Pärts romantisch gefärbte Trauermusik für den nicht mehr lebend angetroffenen, bewunderten Kollegen – und ein Programm seines ganzen, ab den 70er-Jahren entstehenden Oeuvres. Die sanften Streicherakkorde und mystischen Glocken waren eine natürliche und notwendige Antwort auf eine Neue Musik, die zu dieser Zeit immer mehr von der Gedanken Blässe angekränkelt in elitären Zirkeln landete.
Elisabeth Fuchs zeichnete dirigierend die klaren Linien mitfühlend nach, auch beim „Magnificat“ in zwei Varianten, jener asketischen Pärts für Chor a cappella und jener strahlenden Bachs für Soli, Chor, Orchester und Orgel. Wie schön, dass letztere im Mozarteum wieder wirklich klingt. Wie schön auch, dass der Salzburger Kammerchor unter der neuen Leitung von Martin Fuchsberger sein hohes Niveau gehalten hat und mit Energie und Wortdeutlichkeit singt.
Das Orchester klang festlich und trotz nicht eisern durchgehaltener „historischer Informiertheit“ angemessen barock, mit schmetternden Trompeten und handfestem Cembalo. Die frischen Stimmen der stilsicher intonierenden und artikulierenden Solistinnen und Solisten – Regine Sturm, Christa Ratzenböck, Margot Oitzinger, Max Kiener, David Steffens – fügten sich prächtig zum Lobpreis der Schöpfung.
Nach der Pause blieb das Dirigentenpult zunächst unbesetzt, denn da standen die famosen Geiger Sergey Malov und Izso Bajusz und musizierten mit dem Orchester mitreißend musikantisch und tonschön Bachs Doppelkonzert in d-Moll. Wieder begleitet von der einfühlsam die feinen Schattierungen ziselierenden Elisabeth Fuchs, spielten die beiden anschließend „Ludus“ aus Tabula Rasa von Pärt, wahrlich ein Glasperlenspiel mit Pausen und den „Tintinnabuli“, den Glöckchen-Dreiklängen, bei aller altmeisterlichen Konstruktion in vielen Farben leuchtend und emotional erfüllt. Das Finale gehörte dann Sergey Malov, welcher in der Fassung der „Fratres“ für Violine, Streichorchester und Perkussion wieder einmal mit einer zwischen durchgeistigter Eleganz und strömendem Gefühl ideal austarierten Interpretation begeisterte und den Schlussjubel mit ebenso gespieltem Bach belohnte.