Auf der Spur von Malcolm X
SALZBURGER JAZZHERBST
29/10/10 Miles Davies hat er quasi mit der Muttermilch aufgesogen, seine Filmmusik ist dagegen von der europäischen Klassik beeinflusst: Terence Blanchard und sein Quintett eröffnen heute Freitag (29.10.) den Konzertreigen des 15. Salzburger Jazzherbsts in der Großen Aula. Gefolgt von Roberta Gambarini in der Stiegl-Brauwelt.
Terence Blanchard, 1962 in New Orleans geboren, lernte zunächst Klavier. 1976 begann er, angeregt von Alvin Alcorn, in dem von Ellis Marsalis betriebenen Center for Creative Arts mit dem Trompetenspiel. 1980 bis 82 war er Mitglied des Lionel Hampton Orchestra. Bei Art Blakey‘s Jazz Messengers fungierte er 1982 bis 86 in der Nachfolge von Wynton Marsalis als musikalischer Direktor.
Mit Donald Harrison gründete Terence Blanchard ein eigenes Quintett, mit dem er drei Alben veröffentlichte. Nach seiner Beteiligung an den Spike Lee-Filmen “Do The Right Thing“ und “Mo‘ Better Blues“, für den er auch den Schauspieler Denzel Washington trainiert hatte, arbeitete Blanchard als musikalischer Direktor für Lee‘s “Jungle Fever“ und “Malcolm X“, dessen Originalmusik er anschließend zu einer Suite verarbeitete.
Zusammen mit dem Brasilianer Ivan Lins veröffentlichte er 1996 “The Heart Speaks“, ein sehr erfolgreiches Album. Terence Blanchard hatte schon früh Clifford Brown und den Miles Davis der 1950er Jahre absorbiert und wies daneben auf modischere Neo-Bop-Archetypen wie Freddie Hubbard und Woody Shaw hin. Seine Filmkompositionen sind hingegen durch den Einfluss der europäischen Klassik gekennzeichnet.
Roberta Gambarini stammt aus dem italienischen Turin. Schon als Kind hörte sie begeistert Jazz, ab dem zwölften Lebensjahr spielte Klarinette. Fünf Jahre später startete sie ihre Karriere als Sängerin in norditalienischen Jazzclubs. 1998 ging Roberta Gambarini an das New England Conservatory in Boston.
Bei der Thelonious Monk International Jazz Vocal Competition errang sie kurz darauf einen dritten Platz. Seither arbeitete Gambarini mit Michael Brecker, Ron Carter, Herbie Hancock, Slide Hampton, Roy Hargrove, Jimmy Heath, Hank Jones, Christian McBride und Toots Thielemans.
Schon mit ihrem Debütalbum “Easy To Love“ (2006) schaffte sie eine Grammy-Nominierung. Dann folgte eine erste Kooperation mit dem legendären Pianisten Hank Jones auf der CD “You Are There“. Im Vorjahr erschien das Album “So In Love“, das den Status von Roberta Gambarini als einer der wichtigsten Jazzsängerinnen unserer Zeit in der Nachfolge von Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan und Carmen McRae ausweist. (Jazzherbst/dpk)