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Das große Kawumm

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGS MATINEE

18/10/21 Wunschkonzert ist, wenn alle Wünsche an Qualität, Kurzweiligkeit, Gehalt und Tiefe erfüllt sind. So ein rares Konzert war die erste Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters unter der Leitung von Andrew Manze im Großen Festspielhaus.

Von Heidemarie Klabacher

Vier Pauken, eine Oboe. Das Blut gerinnt. Nackenhaare stellen sich auf. Freilich nur, wenn aus den Musik-Instrumenten präzise und beinah lautlos gehandhabte Mord-Werkzeuge werden. Gar nichts mörderisches hatten die Oboe und ihr Echo dagegen nur wenige Augenblicke zuvor. Klarinettensoli, ländlich singend oder weltverloren träumend. Federleichter Liebeswalzer oder bizarrer Hexentanz mit Todesglocken... Hector Berlioz Symphonie fantastique op. 14 in der Interpretation des Mozarteumorchesters unter der Leitung von Andrew Manze war eine delikat ausgelotete und zugleich monumental ausgebreitete Stimmungsmalerei. Jede Klangfarbe betörte mit ihrem Facettenreichtum. Forte und Pianissimo schienen unter der gleichen Hochspannung zu stehen. Andrew Manze gestattete sich und den Musikerinnen und Musikern keinen Kontrollverlust, handhabte das in Regimentsstärke angetretene Orchester wie ein Skalpell. Da phantasierte kein Komponist der Romantik mehr von Liebe und Leid, da bekamen die emotionalen Ausbrüche von Hoffnung und Todesangst überindividuelle überzeitliche Note. Ein Erlebnis.

Nicht weniger Erlebnis war zuvor das Kleinod von Benjamin Britten The Young Person‘s Guide to the Orchestra op. 34. Ohnehin ist das Werk kein banaler klingender Instrumenten-Führer, sondern ein Meisterstück in Form und Instrumentierung. Wenn da Klarinette über Tuba, Trompete über Schlagwerk oder Harfe über Streicherklang im Pianissimo für ihre jeweiligen Qualitäten werben, hat das nichts Pädagogisierendes. Das komplexe Spiel Brittens mit dem zugrunde liegenden Thema von Henry Purcell kam in der Lesart von Andrew Manze betörend zur Wirkung.

Eröffnet worden war die Matinee am Sonntag (27.10.) im Großen Festspielhaus mit dem 2016 für das Mozarteumorchester komponierten Dialog mit Mozart – Da Capo für Orchester von Peter Eötvös. Es ist eine so charmante wie raffinierte Spielerei mit vielerlei raffiniert versteckten und verballhornten Mozart-Zitaten. Aber auch mit den Erwartungen der Hörerinnen und Hörer, die immer wieder unterlaufen werden. Was daherkommt wie eine klassische Kadenz oder eine Pascacaglia, wechselt sofort wie ein Chamäleon das Farbkleid. Was klingt wie ein barocker Tanz am französischen Hof, erinnert im nächsten Moment an Karneval in Rio. Auch hier haben viele Instrumente ihre Augenblicke im Rampenlich, wie auch bei Britten – was eine raffinierte Verbindung zwischen den Werken schafft. Genau wie das „barock-lateinamerikanische“ Ende von Eötvös einen beinah direkten Übergang zu Britten und seinem Purcell'schen Hauptthema ermöglicht. Raffiniert. Klug. Und vor allem höchst unterhaltsam das Ganze!

Bild: Benjamin Ealoveg

 

 

 

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