Die Häuser schau'n verwundert drein...
BACHCHOR / JAHRESPROGRAMM 2021
17/12/20 Mit Corona hat Coronach nichts zu tun. Obwohl auch das Virus für das eine oder andere „Ach“ gut ist. Cornach heißt ein Stück im Zyklus Das Fräulein vom See von Franz Schubert. Der Bachchor singt das Klagelied, zusammen mit weiteren Schubert-Schmankerln, am Samstag (19.12.) auf 3SAT. Danach steht, sofern Corona – „Ach“ – es zulässt, dem Bachchor Salzburg ein vielfältiges Konzertjahr ins Haus.
Von Heidemarie Klabacher
Hoffentlich bleibt's dabei... Derzeit dürfen ja, und auch das nur in der Kirche, maximal vier Personen öffentlich miteinander singen. Bessere Zeiten für Chöre werden kommen. Der Bachchor Salzburg steht jedenfalls mit aufgeschlagenen Noten in den Startlöchern. Eine eigene neue Konzertreihe, Auftritte bei der Mozartwoche, bei Oster-, Pfingst- und Sommerfestspielen, dazwischen Gastspiele, stehen im neuen Jahr auf dem Programm.
Ein markanter Termin fällt noch heuer an: Am Samstag (19.12.) um 20.15 Uhr sendet 3SAT unter dem Titel Winterklang ein Konzert des Bachchors zusammen mit dem Tenor Michael Schade, dem Pianisten Christoph Hammer und dem Bach Consort Wien unter der Leitung von Rubén Dubrovsky.
Schubert liebte die Romane von Sir Walter Scott. Dessen Ivanhoe hat er verschlungen. Aus dem Epos Das Fräulein vom See stammen die Texte sieben seiner berühmtesten und schönsten Lieder und mehrstimmigen Gesänge mit Klavier. (Schuberts Ave Maria gehört übrigens auch dazu, „offiziell“ heißt es Ellens dritter Gesang.) „Coronach“ ist das schottisch-gaelische Wort für eine höchst intime, einst an der Bahre frei improvisierte Totenklage. Schuberts Coronach. Totengesang der Frauen und Mädchen mit Klavierbegleitung steht auf dem Programm des aufgezeichneten Konzerts im Fernsehen. Der traumverloren wiegende Chorsatz – vollkommene Leichtigkeit und Vibratolosigkeit erforderlich – ist wie von Schubert geschrieben für die Damen des Bachchors Salzburg.
Beschwören die Damen mit Schuberts D 836 die sanft ins schottische Hochland-Gewässer taumelnden Blätter, begeben sich die Herrn mit D 872 für Tenor-Solo, Männerchor und Hammerklavier auf ein echtes Himmelfahrts-Kommando. Die silbrig-exaltierte Nummer Nachthelle führt in höchste Tenor- und Himmelshöhen. „Die Nacht ist heiter und ist rein“, singen Solo-Tenor und Männerchor im Wechsel. Sogar „die Häuser schau'n, verwundert drein...“ Kein Wunder, klingt dieser Schubert doch ganz wie ein frühreifer Wagner...
Im Neuen Jahr geht es gleich weiter für den Bachchor: Zwei mal d-Moll heißt es in wenigen Wochen bei der Mozartwoche. Da singt der Bachchor mit dem Ensemble L'Arpeggiata unter der Leitung der Dirigentin Christina Pluhar Mozarts Missa brevis d-Moll KV 65 und das Requiem d-Moll KV 626. Das zweite Konzert heißt schlicht Mozart & Mozart. Gemeint sind ausnahmsweise nicht Leopold und Wolfgang, sondern Wolfgang und Franz Xaver: Seine Fantasie mit Variationen über Don Juan spielt Robert Levin ganz allein auf dem Klavier, betrifft den Bachchor also nicht, sehr wohl aber Franz Xaver Mozarts Kantate Auf stimmet eure Saiten. Es ist die ersten Aufführung seit 1805!
„Wenn unser Konzertjahr mit zwei Auftritten in der Mozartwoche Ende Jänner startet, so ist das nur der erste Meilenstein durch alle großen Salzburger Festivals“, fasst der Bachchor in einer Aussendung seinen Terminplan zusammen. Es folgen – hoffentlich, muss man ja immer noch mitdenken – Puccinis Turandot bei den Osterfestspielen, Mozarts Clemenza di Tito in einer konzertanten Aufführung bei den Pfingst- sowie mehrere Auftritte bei den Sommerfestspielen: „Mehrmals wird der Bachchor zusammen mit dem Mozarteumorchester zu hören sein und eine Wieder-Begegnung mit Gianluca Capuano und den Musiciens du Prince Monaco wird es auch geben.“
Chorage® heißt die 2019 gegründete eigene Konzertreihe des Bachchors. Im neuen Jahr sind an drei Spielstätten drei Konzerte geplant. Wachet auf, ruft uns die Stimme heißt es am 27. April in der Großen Aula, die Geburtsjahrgänge der Komponistinnen und Komponisten liegen zwischen 1098 (Hildegard von Bingen) und 1981 (Nico Muhly). Für Konzeption und Leitung zeichnet Gordon Hamilton. Die vier Wege zur Unendlichkeit sind aus geschliffenem Granit heißt es am 12. Juni im Museum der Moderne Mönchsberg. Auf vier Ebenen gesungen werden Werke von Oscar Jockel (Jahrgang 1995, der das Konzert auch konzipiert und leitet) über Cage und Rheinberger bis zurück zu Josquin Desprez. The King’s Music erklingt unter der Leitung von Howard Arman am 21. Oktober 2021 in der Kollegienkirche.