Alle Zehne!
KULTUR – VIRTUELL
17/12/20 Wie viele Symphonien das Tauftags-Kind des heutigen Tages geschrieben hat? Weiß jeder. Selbst die Zahl der Klaviersonaten ist unter Musikfreunden einigermaßen geläufig. Aber wieviele Violinsonaten hat Beethoven komponiert?
Von Reinhard Kriechbaum
Zehn sind es – und vier Stunden muss man sich Zeit nehmen, wenn man alle hintereinander hören will. Das Oval im Europark musste in dieser veranstaltungsfreien Zeit natürlich auch dicht machen – aber ein Konzert gibt es heute, am „offiziellen“ 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven (tatsächlich wird er wohl am 16.12.1770 geboren worden sein) dort doch. Benjamin Schmid und seine neun Meisterschüler treten zu einem Marathon an, und man kann online dabei sein.
Wem vier Stunden Beethoven-Violinsonaten zu lange dünken, sei beruhigt: Auf Youtube wird man das Konzert auch im Nachhinein hören können. Das Aufteilen ist vielleicht hinsichtlich der Hör-Konzentration nicht die allerschlechteste Idee. Aber es hat natürlich auch seinen Reiz, die sich allmählich verändernde Tonsprache Beethovens chronologisch zu verfolgen. Die meisten hat er in seiner ersten Lebenshälfte geschrieben.
Zwischen 1797 und 1812 sind die Violinsonaten entstanden, von 12 bis 96 reichen die Opusnummern. Die Frühlingssonate op. 24 ist die fünfte. Die Kreutzersonate op. 47 ist die neunte und 1802 entstanden. Dann dauerte es zehn Jahre, bis sich Beethoven wieder (und ein letztes Mal) der Violinsonate zuwandte. Dieses zehnte Werk wird heute Abend Benjamin Schmid selbst spielen, und da sollte man speziell auch ein Ohr auf die junge Klavierbegleiterin richten: Sophie Druml ist nämlich eine Doppelbegabung, sie studiert auch Geige – eben bei Benjamin Schmid.
Zehn verschiedene interpretatorische Perspektiven jedenfalls auf Beethoven, die durch den Mentor Benjamin Schmid vereinigt sind. Der vielfache Wettbewerbsgewinner Ziyu He hat mit seinen 17 Jahren gar schon sein Debut mit den Wiener Philharmonikern hinter sich. Auf einige Wettbewerbserfolge kann Chanelle Bednarczyk verweisen, aber auch andere meisterschülerinnen und -schüler von Schmid sind von Wettbewerben in Bolivien, China, Deutschland, Griechenland, Italien und Österreich erfolgreich heimgekehrt. Neben zehn Geigerinnen und Geigern werden sich sieben Pianisten ans Werk machen.
Übrigens: Zum Beethoven-Geburtstag bietet auch ARTE ein recht üppiges Beethoven-Online-Bouquet. Ab 17 Uhr spielt das Quatuor Ebène live die Streichquartette Nr. 4, Nr. 5 und Nr. 12. Ab 19 Uhr dann ein „Special Beethoven“ unter dem Motto Hope@Home, ein Hauskonzert mit dem Geiger Daniel Hope. ARTE hat dieser Tage übrigens Bilanz gezogen: Mit mehr als 2,5 Millionen Zugriffen fiel genau ein Drittel der Abrufe aus dem Bereich Klassische Musik im Jubiläumsjahr auf der Plattform ARTE Concert auf Werke aus der Feder Ludwig van Beethovens.