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Mozarts Vater und Social media

HINTERGRUND / LEOPOLD MOZART

21/02/20 Was ist ein MozBook? Die 180.000 Besucherinnen und Besucher der Sonderschau Leopold Mozart. Musiker – Manager – Mensch im Mozart-Wohnhaus am Makartplatz, die kürzlich zu Ende gegangen ist, wissen es.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Ausstellungsmacher wählten den Begriff MozBook in Analogie zu Facebook. Leopold Mozart war ja ein gewandter Briefeschreiber, der sich auf diese Weise im Zeitalter der Postkutsche ein internationales Netzwerk an Kontakten aufbaute. Wie hätte das erst funktioniert, hätte es Social media damals schon gegeben? Mozarts Vater hätte die eigene und die Karriere seines Sohnes gewiss auch auf diesem Weg erfolgreich vorangetrieben.

Auf die Resonanz der Ausstellung ist man bei der Stiftung Mozarteum sehr stolz und spricht von einem „Publikumsmagneten“. 180.000 Gäste zähle man in Mozarts Wohnhaus sonst innerhalb von zwölf Monaten, heißt es. „Diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, so die Leiterin der Mozart-Museen der Stiftung, Gabriele Ramsauer. „Durch diese Ausstellung haben wir mehr Menschen erreicht, als die Stadt Salzburg Einwohner hat.“ Die Ausstellung über Mozarts Vater lief von 5. April des Vorjahres bis 9. Februar, also zehn Monate. „Uns ist es gelungen, einen historisch interessanten sowie relevanten Kulturbeitrag zum Gedenkjahr beizusteuern, und so konnten wir neben unseren touristischen Gästen auch viele Salzburgerinnen und Salzburg locken.“

Grund, mehrmals vorbei zu schauen, gab es: Da aus konservatorischen Gründen nicht alle originalen Exponate während der gesamten Ausstellungsdauer gezeigt werden konnten, wurden besonders sensible Dokumente in Zyklen alle drei Monate ausgetauscht. In der von Thomas Wizany gestalteten Ausstellung war ja eine ansehnliche Menge von Brief- und Musikautographen zu sehen, dazu Drucke, Dokumente sowie Memorabilia, Gemälde und Grafiken. Die Leihgaben stammten aus Salzburg, Wien, Budapest, München, Augsburg, Dresden, Düsseldorf und den USA. „Vieles davon war erstmalig in Salzburg zu sehen“, so Gabriele Ramsauer.

Die Musikwissenschafterin Anja Morgenstern, Kuratorin der Schau, resümiert: „Die intensive Beschäftigung mit Leopold Mozart war eine spannende Forschungsreise, die viel Neues zu seinem Leben und Werk zutage gefördert hat. Die Reise ist jedoch mit dieser Ausstellung nicht zu Ende, sie bildet zugleich einen Ausgangspunkt für weitere wissenschaftliche Fragestellungen rund um Leopold, seine Zeitgenossen und die Musik seiner Epoche.“

Im Vorjahr hatte sich der Geburtstag Leopolds zum 300. Mal gejährt. Fünfzig Jahre lang lebte und wirkte Mozarts Vater in Salzburg. Im Haus am Makartplatz lebte er ab 1773, hier ist Leopold Mozart am 28. Mai 1787 gestorben.

Sein wesentichster künstlerischer Nachlass sind natürlich nicht die Kompositionen (von denen viele imUmfeld der Ausstellung wieder aufgeführt wurden), sondern der Versuch einer gründlichen Violinschule, 1756 erstmals erschien. Das bedeutendste deutschsprachige Lehrwerk für Streichinstrumente aus dem 18. Jahrhundert spielt noch heute eine wichtige Rolle in der musikalischen Ausbildung und wurde jüngst zu einem bedeutenden Bestandteil der Digitalen Mozart-Edition, einem Kooperationsprojekt zwischen der Stiftung Mozarteum und dem Packard Humanities Institute in Los Altos (Kalifornien).

Übrigens: Leopold Mozarts imaginäres Facebook-Profil, das Mozbook, wird auch weiterhin imMozarts-Wohnhaus abzurufen sein. In der Dauerausstellung werden einige neue Filme gezeigt und humorvolle Zahlenspiele machen die Zeit der Mozarts in Salzburg anschaulich.

Wer die Ausstellung versäumt hat, kann den Besuch wenigstens virtuell nachholen. Und natürlich ist auch der Katalog zur Schau weiterhin erhältlich, um 24 Euro in den Museums-Shops der Stiftung (als eBook um € 17,99). Das Mozart-Wohnhaus ist ab kommendem Montag (24.2.) wieder geöffnet - www.mozarteum.at/museums
Bilder: dpk-klaba
Zum Bericht Bei Vater Mozart nachlesen und lernen
Zum Bericht "Das schönste Paar Eheleute Salzburgs" 
Über den Katalog Aus der Augsburger Jesuitengasse

 

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