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Reich an Überraschungen

CAMERATA SALZBURG / ALEXANDER SITKOVETSKY

02/01/20 Das Silvester/Neujahrskonzert im Großen Saal des Mozarteums ist für die Camerata immer ein aufwendiges, arbeitsintensives Unterfangen. Auch heuer gelang es wieder, kleinste Teile zu Puzzles zu einen. Erheblichen Antel daran hatte die Blockflötistin Dorothee Oberlinger.

Von Horst Reischenböck

Das Unerwartete, Ungewohnte stand manch Besucher noch zur Pause im Gesicht geschrieben. Denen, die sich nämlich in traditioneller Manier vornehmlich Walzer erhofft hatten (gut, mit Franz Lehárs Gold und Silber wurde in der ersten Konzerthälfte doch noch einer geliefert). Aber sonst galt der ganze erste Teil diesmal dem Barock. Ihn umrahmten in voller Pracht Teile von Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik in D-Dur HWV 351: die Ouvertüre „La Réjouissance“, in einer Orchestrierung von Patricio Cueto, mit Klarinetten.

Dann kam der vorerst geisterhafte Auftritt der Mozarteum-Professorin Dorothee Oberlinger mit Bassblockflöte. Zwei Balli, Tänzen von Giorgio Mainerio (einem wenig bekannten Udineser Padre), folgte dann ihre Adaptierung des Soloparts von Alessandro Marcellos Oboenkonzert in d-Moll, den sie sich selbst durch Verzierungen aus Johann Sebastian Bachs Bearbeitung zusätzlich erschwerte. Auch Antonio Vivaldis C-Dur-Concertino RV 443 für Flautino hat Dorothee Oberlinger mit einer Kadenz des Dresdner Hofkonzertmeisters Georg Pisendel (für den Vivaldi übrigens auch Konzerte komponiert hat) staunenswert virtuos anreicherte. Das begeisterte die Zuhörer.

Der „primus inter pares“ war in diesen Jahreswechselkonzerten der Geiger Alexander Sitkovetsky, und mit ihm verband sich die Blockflötistin in der Arie Tu del Ciel aus Händels Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno. Ganz am Schluss gesellte sie sich noch partnerschaftlich dem Piccolo in Johann Strauss‘ Perpetuum mobile hinzu.

Drei wenig geläufige aus der Fülle seiner Polkas waren schon zuvor erklungen. Dazu hatte Pablo Sarasate mit seinen berühmten Zigeunerweisen (müssten die heutzutage nicht überhaupt schon längst mit „Roma und Sinti“ bezeichnet werden...) die Einleitung geliefert. Für Alexander Sitkovetsky ideales Futter, sein stupendes Können an Flageoletts, Pizzikati, Springbogen auszubreiten.

Ein besonderes Gustostückerl stellte mittendrin Carl Michael Ziehrers Marsch Couragiert! op. 401 dar. Da hörte man einmal die Bläser der Camerata allein, wofür der wie gewohnt launig verbindende Worte beisteuernde Kontrabassist Sepp Radauer zum Helikon wechselte. Mit einer verjazzten Version von Don‘t worry, be happy als Zugabe ging‘s dann beschwingt dem Ende zu.

Bilder: www.dorotheeoberlinger.de (1); alexandersitkovetsky.com (1)

 

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