Bei Vater Mozart nachlesen und lernen
HINTERGRUND / LEOPOLD MOZART / VIOLINSCHULE
12/11/19 Auch ohne seine beiden musikalischen Kinder wäre Leopold Mozart (1719–1787) heute noch nicht vergessen: Er war schließlich Autor der in seiner Zeit maßgeblichen Violinschule. Diese gibt’s ab heute Dienstag (12.11.) auch online.
Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule, 1756 (im Geburtsjahr von Wolfgang Amadé Mozart) erstmals im Druck erschienen, gilt als das bedeutendste deutschsprachige Lehrwerk für Streichinstrumente aus dem 18. Jahrhundert. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde diese Violinschule mehrmals nachgedruckt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Noch heute spielt sie in der musikalischen Ausbildung, nicht nur für Studierende der sogenannten Historischen Aufführungspraxis, eine bedeutende Rolle.
In wenigen Tagen, am 14. November, jährt sich Leopold Mozarts Geburtstag zum 300. Mal. Ein guter Anlass, die Violinschule online zu stellen und damit allgemein zugänglich zu machen. Die Online-Edition wird heute Dienstag um 17 Uhr im Tanzmeistersaal (Mozart-Wohnhaus) vorgestellt.
Mit seinem Lehrwerk wollte Leopold Mozart nicht nur die Technik des Violinspiels, sondern auch den musikalischen Ausdruck der Streichermusik seiner Epoche vermitteln. Deshalb bildet die Violinschule heute einen wichtigen Zugang für das Verständnis der Musik Wolfgang Amadé Mozarts und seiner Zeit. Zugleich bietet der Versuch einer gründlichen Violinschule einen Blick auf Leopold Mozarts Methodik als Geigenlehrer sowie auf die überraschend gute dokumentierte Entstehungsgeschichte der Erstausgabe. Leopold erweist sich dabei als ein gleichermaßen belesener wie geistreicher Autor.
Bei der Präsentation werden die wichtigsten Elemente der frei zugänglichen volldigitalen Edition vorgestellt: Die Texte sind natürlich in moderne, leicht lesbare Schrift übertragen worden, auch Leopold Mozarts zahlreiche Musikbeispiele sind in modernem Notensatz zu sehen. In Parallelansicht kann man hochauflösende Faksimiles der Originalseiten studieren. Die Volltext-Suchfunktion ist ebenso praktisch wie die rasche Navigation über den originalen Index. Für Wissenschafter wie Musiker gewiss auch dienlich ist, dass die Publikation auf Open Source-Basis beruht. Die elektronischen Texterfassungen sind also für alle nicht-kommerziellen Zwecke frei verfügbar.
Nach der Erstausgabe von 1756 werden in den nächsten Monaten weitere Fassungen in die Edition integriert. Dazu gehören die erweiterte zweite deutsche Auflage (erschienen 1769), zeitgenössische Übersetzungen ins Niederländische und Französische, eine moderne englische Übersetzung sowie ein umfassender wissenschaftlicher Kommentar. (Stiftung Mozarteum)
Die Online-Edition von Leopold Mozarts Gründlicher Violinschule von 1756 ist Bestandteil der Digitalen Mozart-Edition, eines Kooperationsprojekts zwischen der Stiftung Mozarteum Salzburg und dem Packard Humanities Institute in Los Altos (Kalifornien).
Bilder: Stiftung Mozarteum