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Soldaten, Engel und der Pinsel von Monet

STIFTUNG MOZARTEUM / BACHCHOR SALZBURG

13/12/18 Gedanken an einen Engel drängten sich auf, als die Sopranistin anhob zu singen Der Herr ist mein Hirt - und Bilder an zerfetze Körper, als der düstere Trauermarsch für einen Soldaten geisterhaft vorüber stampfe... Musik von Komponistinnen und Komponisten, die vor hundert Jahren geboren wurden oder gestorben sind sang der Bachchor  unter dem Motto „1918–2018“.

Von Heidemarie Klabacher

1918 ist eine ergiebige Jahreszahl. Claude Debussy ist 1918 verstorben im Bett an Darmkrebs. Nur zehn Tage vor Debussy, am 15. März, verstarb mit nur 25 Lili Boulangér. Weniger bekannt, aber ebenfalls 1918 – allerdings nach einem Schusswechsel unter Nationalisten am Rande des Krieges im hohen Finnland – verstorben ist Toivo Kuula. Einen doppelten Treffer landeten die Programmverantwortlichen mit Sir Hubert Parry, der am 7. Oktober 1918 an der Spanischen Grippe starb, nachdem er in den letzten Kriegsmonaten noch seine doppelchörige Mottete Lord, let me know mine End fertig schreiben konnte.

Zum Glück wurde 1918 auch geboren: Am 5. August etwa in Wels der spätere Kompositions-Professor am Mozarteum Josef Friedrich Doppelbauer und gezählte zwanzig Tage später in Lawrence Massachusetts Leonard Bernstein.

Damit sind wir zurück auf dem Höhepunkt des Konzertes des Bachchors Salzburg am Donnerstag (13.12.) im Großen Saal des Mozarteums unter der Leitung von Alois Glaßner: Mit Leonard Bernsteins Chichester Psalms in einer Fassung für Sopransolo, Chor, Orgel, Harfe und Schlagwerk aus 1965 erfüllte der Bachchor alle Erwartungen an souveränen strahlenden Chorklang, locker und sicher in die Höhen gespannte Linien, sowie amalgamhaftes Miteinander der Stimmgruppen. Unvergessen bleiben wird das überirdisch klangschöne und technisch souveräne Sopran-Solo, das zu aller Freude refrainartig wiederholt wird. Ähnlich souverän war zuvor Toivo Kuulas Auringon noustessa op. 11/3, bei dem man nur zu gerne gewusst hätte, worum es bei diesem Sonnenaufgang denn im Detail geht. Allerdings konnten auch einige in der Pause gefragte Chormitglieder nicht erzählen, wovon sie denn so wunderschön gesungen haben.

Überhaupt fehlte es ein wenig am Text. An Konsonanten da und dort in den Wiedergaben, vor allem aber an Übersetzungen der Texte im Programmheft. Was, wenn das Finnisch ein wenig eingerostet ist? Fast schon als Scherz empfand man den Hinweis auf die Transkription (in unsere Buchstaben) „aus dem Hebräischen Urtext“ bei den Chichester Psalms.

Wie nicht selten bei solchen engagiert dramaturgisch entwickelten Programmen, sind die Stories teils aufregender, als die dazugehörigen Stücke. Wie etwa der Fall bei Hubert Parrys doppelchöriger Mottete, deren reizvolle chromatische Momente der Bachchor hervorragend zum Schillern und zu einem bewegenden stillen Finale brachte. Ohne freilich, wie auch im Falle von Doppelbauers Te Deum mit Blechbläserensemble und Orgel, über eine gewisse Langatmigkeit hinweg Spannung aufzubauen zu können. Umso bewegender waren Lili Boulangérs Hymne au Soleil und vor allem atemberaubend schwarze Pour les funérailles d'un soldat mit einem hervorragenden Baritonsolo, am Klavier begleitet von Maria Ota und Eung-Gu Kim.

Claude Debussy Trois Chansons de Charles d'Orléans klingen immer wie Renaissance-Motetten, die in den Farbtopf von Claude Monet gefallen sind: Schillernd, betörend. Das ist auch der Bachchor Salzburg, wenn er a-capella singt.

Bilder: dpk-klaba
Unter dem Titel CHORAGE® 2019 lädt der Bachchor Salzburg im Neuen Jahre zu einer neuen Konzertreihe: Drei Konzerte sind unter der Leitung von Alois Glaßner geplant, auf den Programmen stehen Werke aus fünf Jahrhunderten. Am 15. März erklingen „Lamenti“ in der Christuskirche. Am 15. Juni nimmt der Bachchor sein Publikum mit auf ein Wandelkonzert zwischen Neuer Residenz und Dom bei dem drei Mal das legendäre „Spem in alium“ von Thomas Tallis gesungen wird. Am 28. September tritt der Chor mit Musik von Anton Bruckner für Chor, Orgel und Posaune in der Kollegienkirche auf - www.bachchor.at

 

 

 

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