Aufmischen. Zuhören. Einlassen.
STIFTUNG MOZARTEUM / DIALOGE FESTIVAL
26/09/18 „Lasst euch ein auf neue Musik. Es kann ein aufregender Abend werden, der euch auch etwas über euch selbst sagen kann.“ Das will Andreas Flavdad-Geier den Menschen vermitteln: „Es geht darum, unserem Publikum, das kein Spezialpublikum für Zeitgenössische Musik ist, neues Vertrauen zu geben, in der Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.“
Von Heidemarie Klabacher
Andreas Flavdad-Geier, der Künstlerische Leiter der Stiftung Mozarteum, präsentierte heute Mittwoch (26.9.) nach kaum einem halben Jahr im „Amt“, sein erstes Dialoge-Programm. Für ihn ein durchaus bewegender Moment, „ein Zeichen, in der Stiftung richtig angekommen zu sein“. Mit Blick auf das signal-gelbe Hauptprospekt: „So ein Heft gäbe es nicht, wenn man nicht das gesamte ‚Haus‘ und alle Abteilungen hinter sich hat.“
Die Dialoge von 30. November bis 1. Dezember sind ein „Zwischenspiel“ - bevor das Festival noch vielfältiger in den Formaten, zeitlich länger und inhaltlich noch deutlicher der „zeitgenössische Spiegel“ zur der für die nächsten Jahre rein „mozartischen“ Mozartwoche von Rolando Villazon wird. Für diesmal sind die Dialoge einen Tag kürzer, sie folgen der bisherigen Programmstruktur, weisen aber auch schon auf künftige Neuerung voraus. Eine Kooperation mit einem bildenden Künstler etwa sei in der Kürze der Planungszeit nicht sinnvoll möglich gewesen, so Flavdad-Geier, aber gerade dies sei ein Aspekt, der ihm wichtig sein und bei künftigen Festivals voraussichtlich noch stärker als bisher zum Tragen kommen wird. Mit der Literatur ist die Verbindung schon diesmal eng geküpft.
Fix für künftige Festivals ist das moderierte Auftaktkonzert, heuer also am Freitag 30. November, im Solitär der Universität Mozarteum, ein Zeichen für noch engere Kooperationen mit der Musikuniversität. Das abendliche Eröffnungskonzert wird ausschließlich mit Werken bespielt, die erst in den letzten zwei Jahren entstanden sind, darunter, und das ist schon wirklich sehr neu, mit Werken zweier Komponisten, die sich erlauben, tonal zu komponieren: Johannes Motschmann gilt als Vertreter einer Neo-Klassik, Adam Schoenberg sei einer der meist-gespielten Komponisten in den USA, in Europa kaum bekannt, eben weil er „tonal“ schreibt. „Das Konzert Aspekte der Moderne mit Werken der jüngsten Zeit soll dem Publikum die Möglichkeit geben, gängige Vor-Urteile zu überprüfen, über stilistische Gräben zu springen und das Erwartete wie das Unerwartete im neuem Licht zu hören“, sagt Flavdad-Geier. Vertreter der älteren Komponisten-Generation treffen auf jüngere und jüngste Kolleginnen und Kollegen: „Peter Eötvös erinnert sich an Berio, Peter Ruzicka an Wagner und den Tristan, Wolfgang Rihm führt Metamorphosen fort.“
Ortswechsel ist ebenfalls eine neue Schiene – verschiedene Orte in der Stadt werden am Samstag-Nachmittag der Dialoge mit zeitgenössischer Musik bespielt. „Aufgemischt“ würden so die „vermeintlich unabänderlichen Bedingungen der Begegnung mit Musik“. In den Focus rücken auch auf Interpreten-Seite erstmals die ganz Jungen: In einem Brunch-Konzert mit Literatur spielen Studierende des Leopold Mozarts Instituts Werke von Henri Dutilleux, Lera Auerbach, Wolfgang Rihm, Sofia Gubaidulina, Astor Piazzolla, William Christopher Handy, dazu wird Christoph Wieschke, Schauspieler am Salzburger Landestheater, Unsinns-Poesie und Dada-Gedichte lesen. Ein Hit werden kann der Auftritt des Dichters Franzobel mit dem Geiger Emmanuel Tjeknavorian im Konzert Musik und Literatur mit Werken von Christoph Ehrenfellner.
Nicht neu, aber immer wieder eine gute Idee: Zweimal hören: Die Chance, ihre Werke vom Ensemble Names zweimal aufgeführt und beim zweiten Mal von Hannes Eichmann moderiert zu bekommen, haben Marco Döttlinger, Oscar Jockel und Josef Ramsauer, allesamt unter 35.
Unter dem Motto Starke Frauen – eigener Stil gibt das Österreichische Ensemble für Neue Musik oenm ein Konzert mit Werken zeitgenössischer Komponistinnen. Dieses Konzert ist zudem auch Teil eines bereits anlaufenden Schulprojekts: Die jungen Leute sollen den Abend moderieren.
Dem Mozart-Requiem zum traditionellen Schluss der Dialoge werden Johann Sebastian Bachs drittes Brandenburgisches Konzert im Original vorangestellt, danach als modernes Echo darauf Bach Materia von Anders Hillborg. Es spielten und singen die Camerata Salzburg und der Bachchor Salzburg unter der Leitung von Andrew Manze.
Die Dialoge 2018 von 30. Novemeber bis 2. Dezember - mozarteum.at
Bild: dpk-klaba