asdf
 

Kroaten mit bunten Krawatten

KULTURVEREINIGUNG / ZAGREB PHILHARMONIC / DAVID DANZMAYR

02/01/18 In die Heimat zurück: David Danzmayr, Salzburger Chefdirigent in Kroatiens Hauptstadt, gastierte mit „seinem“ Orchester zum zweiten Mal im Großen Festspielhaus und begeisterte in der Matinee mit einem abwechslungsreich gestalteten Potpourri.

Von Horst Reischenböck

An einem Tag wie diesem dürfen Österreichs „Sträuße“ naturgemäß nicht fehlen. Dass ihre zündenden Melodien offenbar nach wie vor nicht zu bekanntem Allgemeingut gehören, bewies einsetzender Applaus bereits nach der Generalpause zwischen Einleitung und eigentlichem Walzer „Rosen aus dem Süden“ op. 388 von Johann Strauss. Unter David Danzmayrs Taktstock seitens der Zagrebačka Filharmonija zur Eröffnung rubatoreich differenziert und eher noch Balkan-geprägtes Fresko gestaltet.

Flott ging's darauf in die „Carmen“-Quadrille op. 134 des jüngsten Dynastie-Bruders Eduard hinein, der George Bizets gängige Melodien zu mitreißendem Amalgam verband. Eine anschauliche Überleitung zum auch optisch mit roter Robe eindrucksvollen Auftritt von Geigerin Christine-Marie Höller, die sich vorerst verträumt ins Solo von Introduction und Rondo capriccioso op. 28 des Landsmanns Camille Saint-Saëns einschlich und den anschließend wirkungsvoll virtuosen Arabesken nichts schuldig blieb.

Die Uraufführung der rhythmisch pulsierenden „Stone Stars“ vom Orchester-Kontrabassisten Dubravko Palanovic zündete genauso wie Johann Strauss' „Tik-Tak“-Polka op. 365, ehe Danzmayr das Hauptthema des „Donau“-Walzers op. 314 genüßlich getragen ausbreitete und Salzburg damit vor der Pause, eine Stunde eher als Wien, in die Zielgerade einbiegen ließ.

Im zweiten Teil war mit den einst zeitgleich wirkenden Kontrahenten Richard Wagner und Giuseppe Verdi große Oper angesagt. Den Ouvertüren zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Rienzi“ velieh Danzmayr entgegen seiner Aussage von darin schlummernd „großartiger Marschmusik“ doch weniger martialischen Duktus. Dazwischen eingebettet war der Ohrwurm des Gefangenenchors aus „Nabucco“, für Stefan Mohr und Eva Leitner den Mozartchor Salzburg, den St.-Andreas-Chor Berchtesgaden und den Chor InnVokal genauso wirkungsvoll zusammen schweißten wie dann zum Triumphmarsch aus „Aida“ als offiziellem Programm-Schlusspunkt.

Als Vokalsolisten hatten sich Maximilian Kieners schlanker Tenor und der strahlende Sopran von Gerhild Zeilner wirkungsvoll zum „Trinkspruch“, „Brindisi“, aus dem 1. Akt von „La Traviata“ verbunden. Text-Kenntnis vorausgesetzt, böte das Anregung zum Nachdenken ob Violettas Aussage darin: „Torheit ist alles auf der Welt“. Früher gab's in solchen Fällen eine Übersetzung im Programmheft.

Die frisch jugendlichen Stimmen des Mädchenchors „Zvjezdice“ bezauberten a capella in „Which star“ ihres heimischen Komponisten Emil Cossetto. Sangen auch die selten zu hörenden Worte der „Annen“-Polka op. 117 von Johann Strauss zusammen mit den Zagreber Philharmonikern. „Standing ovations“ waren dann logische Folge nach Rausschmeißer, dem in solchen Fällen schier unvermeidlichen „Radetzky-Marsch“ vom Strauss-Vater. Vielleicht erbarmt sich noch ein Sponsor dem Orchester für einheitliche Krawatten – die leiten sich ja von Kroatien her...

Bilder: www.danzmayr.eu (1); www.christinemariahoeller.at (1)

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014