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HINTERGRUND / UNI MOZARTEUM / BAROCKNACHT

21/07/16 Allerbeste Karten für Georg Philipp Telemann (1681–1767) im Jahr seines 250. Todestages in Salzburg: Reinhard Goebel und Dorothee Oberlinger wurden ja zu „Telemann-Botschaftern“ ernannt – und beide unterrichten am Institut für Alte Musik an der Universität Mozarteum. Die Barocknacht am Freitag (23.6.) gilt also Telemann.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie wird man eigentlich Telemann-Botschafter oder -Botschafterin? Die Einladung erfolgte durch das von zehn europäischen Städten (in Deutschland, Frankreich und Polen) gegründete Telemann-Netzwerk. Magdeburg, Clausthal-Zellerfeld, Hildesheim, Leipzig, Eisenach, Frankfurt am Main, Hamburg, Paris sowie Zary und Pszczyna: Das sind Wohn- und Wirkungsstätten des Komponisten, der so etwas war wie der „Generalmusikdirektor Europas“. Den Zeitgenossen galt er entschieden mehr als der „altväterliche“ Bach oder der in London auf Erfolgskurs steuernde Händel.

Mit seinen ungemein kreativen Kirchenkantaten hat Telemann einen wesentlichen Beitrag für die protestantische Kirchenmusik geleistet, da passt das Telemann-Gedenkjahr heuer gut zum Reformations-Jubiläum. Den „empfindsamen“ Stil des Rokoko hat der Komponist ebenso weiter gebracht, wie er experimentierfreudig alle möglichen Rhythmen aus der Volksmusik 8etwa der polnischen) in seine Sonaten und Kammermusiken aufgenommen hat. Wer sich mit Telemann beschäftigt, stößt immer wieder auf Überraschungen.

Ein ganzer Abend Telemann also am Freitag (23.6.), zwei Tage vor dem 250. Todestag: Das lässt bei Reinhard Goebel, der die künstlerische Konzeption gemeinsam mit Dorothee Oberlinger verantwortet, die Augen leuchten. „Schon die frühen Telemann-Platten von Nikolaus Harnoncourt haben mich sozusagen in positive Rage versetzt“, verrät der Professor für Historische Aufführungspraxis, der 33 Jahre lang Leiter des Ensembles Musica Antiqua Köln war. „Wenn man dieses Werk wirklich bedeutend spielen will, muss man zu Telemann in heftiger Liebe entbrannt sein“, schwärmt Goebel, denn „bei Telemann ist der Ausführende genauso wichtig wie das Werk als Vorlage.“

Seiner Kollegin, der Blockflötistin Dorothee Oberlinger, dürfte das entsprechende Feuer für Telemann nicht fehlen. Für sie hat Goebel ein Konzert aufgestöbert, das diese im abschließenden Programmpunkt „Concerti!“, gegen 23 Uhr wohl oder auch später, vorstellen wird. „Harrach-Konzert“ heißt das in g-Moll stehende Stück für Blockflöte und Streicher.

An hochkarätigen und hochtalentierten Ausführenden mangelt es in der Barocknacht der Universität Mozarteum nicht: So spielen Preisträgerinnen und Preisträger des aktuellen Ruggiero-Ricci-Violinwettbewerbs am Mozarteum. Postgraduate-Studierende von Goebels Klasse an der Hochschule Köln spielen, wie Goebel erklärt, „auf wunderbaren historischen Instrumenten der vom WDR gegründete Cappella Coloniensis“. Studierende von Dorothe Oberlinger und Alfredo Bernardini (Mozarteum-Professor für Barockoboe) tauchen ein in die reichhaltige Quartettliteratur. Telemann hat ja gerne auf unterschiedliche Klangfarben (Block-, Querflöten, Oboen) gesetzt.

1708 bis 1712 war er als Hofkapellmeister in Eisenach tätig, anschließend als Musikdirektor in Frankfurt am Main. 1721 nahm er schließlich die Stelle als städtischer Musikdirektor in Hamburg an, die er bis zu seinem Tod am 25. Juni 1767 innehatte. In dieser Funktion war er für die Musik in den Hauptkirchen ebenso zuständig wie als Impresario für das Opernleben, das er auch um viele Werke bereicherte. Das Musikleben und auch die finanziellen und internationalen Vernetzungs-Möglichkeiten in der Stadt der „Pfeffersäcke“ suchten damals Ihresgleichen.

Zur 200. Wiederkehr der „Augsburger Konfession“ 1730 hat Telemann die Kantate „Sey tausendmal willkommen“ geschrieben, eine Kantate für Sopran solo, Streicher und Basso Continuo. Wer hat, der hat: Gleich sechs junge Sopranistinnen schickt man für das aus drei Arien mit verbindenden Rezitativen bestehende Werk ins Rennen. Es wird an dem Abend im Solitär zwei Mal zu hören sein.

Barocknacht des Instituts für Alte Musik der Universität Mozarteum, 17 bis 23 Uhr im Solitär. Es gibt auch einen Livestream im Internet. – https://www.moz.ac.at/de/events/event.php?vanr=10252
Bilder: www.reinhardgoebel.net / Christina Bleier (1); www.dorotheeoberlinger.de (1); Universität Mozarteum (1)

 

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