In der Hitze der Stadt
WIENER SAAL / KLAVIERTRIO
21/08/17 Unter schwierigen klimatischen Bedingungen fand das Abschlusskonzert dieser Saison im Wiener Saal der Stiftung Mozarteum statt. Die allgemeine Transpiration drohte mitunter die musikalische Inspiration stark zu beeinträchtigen. Bewundernswert, was das prominente Klaviertrio trotzdem zustande brachte, zwei Tage vor seinem Auftrittb bei der Schubertiade Schwarzenberg (am 22.6.).
Von Gottfried Franz Kasparek
Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad und dumpf stehender Schwüle im nicht klimatisierten Saal hatten der Geiger Gabriel Le Magadure, Mitglied des Quatuor Ebène, der Cellist Valentin Erben, höchst lebendige Legende aus dem Alban Berg Quartett, und die famose Pianistin Shani Diluka im wahrsten Sinn des Wortes kein leichtes Spiel. Über gewisse Unschärfen und Trübungen wollen wir also gar nicht reden.
Am Anfang erklärte Erben mit Charme, dass die angekündigt Urfassung des H-Dur-Trios von Johannes Brahms von 1854 nun doch nicht gespielt werde, sondern die dreißig Jahre später entstandene, kürzere Überarbeitung, Grund dafür seien Fehler in der Mail-Kommunikation zwischen Ensemble und Veranstalter. Dies ist zu bedauern, denn die erste Version mit ihrer schroffen, leidenschaftlichen Dramatik und Emotion sowie ihren tonalen Experimenten im Finale ist spannender und „moderner“ als die gewählte, von Altersweisheit gemilderte, aber auch geglättete Fassung. Dass Brahms die Urfassung nicht vernichtet hat, wie in vielen ähnlichen Fällen, hat damit zu tun, dass das Stück schon 1854 gedruckt und oftmals verkauft worden war – eine Vernichtung des Autographen wäre also ziemlich sinnlos gewesen.
Sei’s drum, das Trio spielte auch die Zweitversion mit Verve und Passion, nicht allzu pastos, sondern mit Transparenz und in größter klanglicher Eleganz. Vor allem im Scherzo kamen dann doch die schwärmerischen Töne des jungen Brahms für die angebetete Clara Schumann zum Vorschein. In der Pause konnte man sich im Garten mit Getränken erfrischen. Im Garten steht jetzt übrigens in der Mitte eine hässliche weiße Bar. Ihr Vorteil ist es, dass man sie jederzeit wieder wegtragen kann.
Im zweiten Teil des Konzerts sorgten ein geöffnetes Fenster und eine bloß angelehnte Tür für ein wenig Zugluft und eine weniger schweißtreibende Stimmung. Franz Schuberts B-Dur-Trio aus dem letzten Frühling des Komponisten, ein im Grunde hell gestimmtes Stück mit noch einmal hoffnungsfroher Frühlingslaune, erfreute mit wundersam ausgespielten und akzentuierten „himmlischen Längen“. Gabriel Le Magadure setzte da mitunter sehr doppelbödige, expressive Akzente, Shani Dilukas erfülltes Klavierspiel war nicht nur wohlklingend, sondern auch pointiert, und Valentin Erben sorgte mit edlem Celloklang für ein wienerisch weiches und dennoch tragendes Fundament. Viel Applaus im immer noch heißen Saal.