Mit Klang- und Farbsinn
MOZARTEUMORCHESTER / SAISON 2017/18
27/04/17 „Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen?“ Auf ein „Jahresmotto“ habe man sich bei der Programmgestaltung nicht einschränken lassen wollen, sagte der Orchesterdirektor Thomas Wolfram. Dafür hat man jedem Konzert der neuen Spielzeit ein treffendes Zitat als Motto voran gestellt. So reizvoll wie das musikalische Programm ist das Programmbuch zur neuen Spielzeit des Mozarteumorchesters.
Von Heidemarie Klabacher
Die Goethe-Frage nach dem Land wo die Zitronen blühen hat just der Italiener Riccardo Minasi seinem ersten Auftritt mit dem Mozarteumorchester vorangestellt: Was den Nordländern zum südlichen Sehnsuchtsland eingefallen ist, ist Thema der der ersten Sonntagsmatinee des neuen Chefdirigenten.
„Greift nur hinein ins volle Menschenleben“ heißt es, wenn der ehemalige Chef- und nunmehrige Ehrendirigent des Mozarteumorchesters Ivor Bolton zum Stab greift: Er widmet sich dem faustischen Norden und greift mit den ehemaligen „Seinen“ hinein in Richard Wagners „Faust Ouvertüre“ und Franz Liszts Faust-Symphonie mit Tenorsolo und Männerchor. „Das Leichte steigt, das Schwere fällt“: Das hat Lessing gesagt und klingt selbstverständlich. Wenn es aber um „Leichtes“ und „Schweres“ etwa in der „Achten“ Bruckner geht, ist keineswegs alles selbstverständlich – außer man holt sich einen Altmeister wie Jeffrey Tate als Dirigenten.
Das Orchester sei ein wenig skeptisch gewesen als Mirga Gražinytė-Tyla ihr „Wunschprogramm“ vorgelegt hat, erzählte Orchesterdirektor Thomas Wolfram heute Donnerstag (27.4.) bei der Programmpräsentation. Die scheidende Opernchefin des Landestheaters, bald Chefdirigentin des City of Birmingham Symphonie Orchestra, habe gelacht und gesagt: „Dieses Programm ist licht-durchflutet. Keine Angst. Das geht gut.“ Die romantische Dichterin Bettina von Armin steuert das Motto bei – „Denn die Sehnsucht ist schon Licht“ – von Messiaen, Debussy und Szymanowski ist die Musik. Die fünfe Sonntagsmatinee leitet niemand geringerer als Krzysztof Penderecki, der sein eigenes Violinkonzert „Metamorphosen“ und Beethovens „Siebte“ dirigieren wird: eine Ehreneinladung an den großen Komponisten und Dirigenten zum 85. Geburtstag.
Die Donnerstagskonzerte dirigieren Chefdirigent Riccardo Minasi, Constantinos Carydis, der junge englische Dirigent Nicholas Collon und Peter Ruzicka: „Dieser hat in Salzburg eine wichtige Rolle gespielt. Wir fanden es an der Zeit, Peter Ruzicka wieder einmal nach Salzburg einzuladen“, so Thomas Wolfram.
Das „Konzert für Jedermann“, als Open-Air-Versuchsballon im Vorjahr gestartet, soll in Serie gehen. „Wir versuchen, es zu institutionalisieren“, sagt Thomas Wolfram. Die Motivation für diesen Event bei freiem Eintritt auf dem Residenzplatz: „Wir haben die stille Hoffnung, dass der Eine oder Andere, der noch nie in einem klassischen Konzert war, Feuer fängt. Smetanas „Moldau“ und Dvoraks „Symphonie aus der neuen Welt“ sind sicherlich guter Überzeugungs-Stoff, und vielleicht auch die junge französische Dirigentin Marie Cacquot, die damit in Salzburg debütiert.
Mit Auftritten im Land habe man, so der Orchesterdirektor, äußerst unterschiedliche Erfahrungen gemacht, sehr gute in Bischofshofen, äußerst schlechte in Zell am See (es fehlte dort an Unterstützung vor Ort). Der Befund geht so gemischt aus, dass man in diese Richtung derzeit nichts plant. .
A propos gemischte Gefühle: Auf die geplante Reise zum Istanbul-Festival im Juni „haben wir keine Lust“, sagt Wolfram angesichts der politischen Situation in der Türkei. Eine Fernost-Tournee im Frühjahr 2018 wird der neue Chefdirigent Riccardo Minasi anführen, wie überhaupt für die Tourneen „der neue Chef der erste Ansprechpartner“ sein werde.
Das Arbeits- und Planungsklima zu den anderen Kultur-Partnern und Auftraggebern schätzt Thomas Wolfram äußerst positiv ein, vom Landestheater über die Stiftung Mozarteum bis zur Kulturvereinigung. Auf die Festspiele natürlich nicht zu vergessen, zu denen das Mozarteumorchester zwei konzertante Opern (Verdis „I due foscari“ und Donizettis „Lucrezia Borgia“), die Matineen, die c-Moll-Messe (unter Bolton) sowie die Orchesterbegleitung zum Young Singer's Project beiträgt.