Hoch-Zeit für Mahler
KULTURVEREINIGUNG / NORRKÖPING SYMPHONY ORCHESTRA / KRUMPÖCK
27/04/17 Das Norrköping Symphony Orchestra unter der Leitung von Florian Krumpöck begeisterte mit Mahler und Mendelssohn bei der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus. Im Doppelkonzert Mendelssohns brillierte das israelische Klavierduo Sivan Silver und Gil Garburg.
Von Horst Reischenböck
Franz Welser-Möst erwarb seine ersten internationalen Sporen als Dirigent in Norrköping. Das dortige Sinfonieorchester hat gut hundert Jahre „auf dem Buckel“ und, mischt weltweit in vorderster Linie mit – etwa mit dem gewichtigen Aufnahmeprojekt aller Sinfonien seines Landsmanns Allan Pettersson. Das Norrköping Symphonie Orchestra ist ein eindrucksvolles demokratisches Kollektiv, das etwa nicht – wie üblich – im zum Begrüßungsbeifall auftritt, sondern sich noch auf dem Podium einspielt, während die Hörer den Saal betreten. Am Mittwoch (26. 4.) im Großen Festspielhaus bewiesen die Schweden erstmals in Salzburg ihre beeindruckenden Qualitäten.
Was haben Mozart und Felix Mendelssohn gemeinsam, abgesehen davon, dass sie beide Wunderkinder waren? Nun, begabte Schwestern als Pianisten, für die sie Doppelkonzerte schufen. Mozart und Mendelssohn trennen hörbar Welten. Der „Romantiker“, obwohl auf der „Klassik“ fußend, legte seine Soli brillanter, technisch virtuos anspruchsvoller an. Das verdeutlichte nach langem Tutti der Pianist Gil Garburg mit dem Einstieg ins Konzert Nr. 1 E-Dur, indem er im Kopfsatz gleichsam den Fingern seiner Partnerin das wohl ursprünglich der Schwester zugedachte Eröffnungsthema „stahl“. Ebenso stieg er auch die langanhaltende Kantilene im nachfolgenden, gar nicht so langsamen Adagio ein, auf die Sivan Siver erst spät, auch wiederum im Alleingang antworten durfte - um danach, ebenbürtig, vom selben Geist „beflügelt“, mitzumischen. Für den stürmischen Beifall dankten die beiden vierhändig vereint am Steinway mit bejubelten Zugaben: „Malagueña“ aus Ernesto Lecuonas Suite Andalucia und Igor Strawinskis Arrangement des Russischen Tanzes aus dem 1. Bild seines Balletts „Petruschka“.
Florian Krumpöcks Debüt widmete er sich hingebungsvoll der Symphonie Nr. 1 D-Dur von Gustav Mahler in ihrer viersätzigen Letztgestalt. Der junge Dirigent agierte er mitunter als tanzender Derwisch, stach mit dem Taktstock in Schlussakkorde und beschwor mit raumgreifenden Gesten subtil detailverliebt Mahlers eingebettetes Psychogramm seiner in Kassel unglücklich verlaufenen Liebe zu einer Sängerin - prachtvoll umgesetzt, willig darin gefolgt seitens der Norrköpinger.
Pantastisch das gehauchte piano ihrer Geigen, das böhmisch inspirierte Trio im Scherzo wie auch die zynisch-grotesk in „Des Jägers Leichenbegängnis“ hereinbrechende Kapelle von den Holzbläsern exzellent exekutiert. Dazu eine grandiose Hörnerriege, getoppt durch gelegentlich geradezu schneidend scharfe Trompeten. Überwältigend, großartig.