Wo Leben ist, pulsiert die Musik
OENM-AKADEMIE DIRIGIEREN
18/01/10 Er duckt sich wie ein Tiger vor dem Sprung und durch schneidet die Luft. Ein elysischer Faun, gebändigt und dezent und doch eine aufregende Spur animalisch: Beeindruckend die Performance von Hideto Nomura zu Elliott Carters „Triple Duo".Von Erhard Petzel
Die Arbeit von Dennies Russell Davies und Jorge Rotter mit den Studierenden zeitigt ein äußerst respektables Ergebnis. Alle diese jungen Leute erfreuten beim Abschlusskonzert der oenm-Akademie für Dirigenten am Sonntag (17.1.) im Kleinen Studio ihr Publikum durch Kompetenz, Ernsthaftigkeit und lebendiges Musizieren.
Ist das oenm auch ein souveränes Ensemble, dessen Musiker autark, also auch mal ohne Dirigenten, „funktionieren“, so traut man den jungen Meistern nach diesem Auftritt am durchaus die Klasse zu, überall bestechende Arbeit zu leisten.
Das diffizile Dirigat für zeitgenössische Kammermusik mit sicherer Schlagtechnik und klarer Strukturierung ist selbstverständlich für Christian Reif, der mit „Krámata“ von Minas Borboudakis eines der effektvollsten Stücke des Abends akkurat leitete. Nicht anders Mariano Domingo mit „Talea“ von Gérard Grisey, wenn er die Musiker durch die Pausen zu Beginn lotst, die Register ihre vorhaltähnlichen Schwebungen nach ruppigen Läufen auskosten lässt und die Ohren zerfetzende Schlussapotheose zwischen Geige und Klavier „domptiert“.
“La Barque Mystique“ von Tristan Murail wird einmal von Suhan Ji und einmal von Akihiro Nakajima dirigiert. Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten manifestierten sich in zwei spannungsvollen Zugängen: Nakajima im schlichten schwarzen Hemd und schlicht im Auftreten, Ji im seidig glänzenden Sakko als Magier mit Emotion gebietender Schlagtechnik. Aus klar ersichtlichem Grund im schwarzen Nadelstreif auch die einzige Dame in der Männerriege: Wenn Alexandra Helldroff sich zum Einsatz für „Krámata“ aus ihrer Zurückhaltung erhebt, spannt sie aus quasi aus Schultern heraus die getragene Ouvertüre in den Raum. Sie greift mit den Armen weit aus, entwickelt die Musik aus einen emotionalen Gestus, den man eher bei den Dirigenten romantischer Musik erwartet. Ja, es ist auch der blonde Rossschwanz auf dem schwarz bewegten Untergrund, dass man an Ballett denkt, aber nicht allein.
Vera Klug (Flöten), Theodor Burkali (Klarinetten), Ivana Pristasova (Violine), Peter Sigl (Cello), Nora Skuta (Klavier) und Arabella Hirner (Schlagwerk) waren nicht nur ein souverän agierender Klangkörper, sondern offensichtlich gute Partner für die jungen Maestri, die sich durch diese schon auch anspornen ließen. Ein erfreulicher Abend in freundschaftlicher Atmosphäre.