Ein Lobgesang ist fällig
MOZARTEUMORCHESTER / MATINEE
11/01/10 Die zweite Sonntagsmatinee des Mozarteumorchesters am Sonntag (10.1.) im großen Festspielhaus war wiederum gut besucht und bewies: Nicht nur 2009 - jedes Jahr ist ein Haydn- und Mendelssohn-Jahr.Von Paul Kornbeck
Der Dirigent Claus Peter Flor ist in der deutschen Romantik daheim, hat aber auch zu Joseph Haydns Symphonie Nr. 101, "Die Uhr", wohl einem der humorvollsten Stücke der Gattung, etwas zu sagen. Man kann natürlich darüber diskutieren, ob Haydn im Großen Festspielhaus das Orchester nicht verdreifacht hätte; man weiß, dass er in London schon entsprechend auf größere Räume reagiert hat. Doch was Flor mit der famos musizierenden "klassischen" Besetzung dem Stück an feinsinnig gestalteten Klangfarben, an akkurater Spielfreude und hintersinnigem Witz entlockte, war vom ersten bis zum letzten Takt erfrischend. Es gab wirklich Lacher im Publikum, noch dazu an den richtigen Stellen.
Herrlich artikuliert erklangen die vielen Soli der Bläser, aber auch jenes des von Konzertmeister Frank Stadler angeführten Streichquartetts im Finale. Das Mozarteumorchester als großes Kammer-Ensemble - ein purer Genuss.
Nach der Pause ging es in großer Besetzung weniger um feine Klänge, auch wenn etwa Ferdinand Steiners wundersames Klarinettensolo im Instrumentalteil von Felix Mendelssohn Bartholdys Zweiter Symphonie, der Symphonie-Kantate "Lobgesang", das Herz erwärmte. Das ist nur eines von vielen Beispielen - eigentlich sollte man hier alle Soli aufzählen. Claus Peter Flor setzte auf auftrumpfende Kraftentfaltung dieses ebenso lutherischen wie zeittypisch nazarenerhaften Gotteslobs, wo es sich so gehört. Er holte dazwischen aber viele klangschöne und auch klangredend ausgemalte Stimmungen aus der Partitur. Vom ersten Posaunenruf des "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn" bis zum gewaltigen Chorfinale wirkte das mitunter umstrittene Werk als mitreißende und überkonfessionelle und spirituell packende Einheit.
Das Orchester agierte in allen Positionen auf Weltklasseniveau und dasselbe ist vom Salzburger Bachchor zu berichten, der tonschön, technisch souverän und noch dazu wortdeutlich sang. Da hat Alois Glaßner wieder einmal beste Einstudierungsarbeit geleistet.
John Mark Ainsley bewährte sich auch diesmal als kluger, seinen leichten lyrischen Tenor perfekt anpassender Stilist. Christiane Karg verfügt über eine natürlich fließende Sopranstimme mit strahlender Höhe. Fachkollegin Stella Doufexis steuerte im berühmten Duett passend pastose Töne bei. Großer Jubel.