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Fest à la française

MOZARTEUMORCHESTER / VASSILIS CHRISTOPOULOS

21/10/16 Den Imageschaden, den Nizza-Fußballfans ihrem Land als Kulturnation nachmittags in der Altstadt zufügten, machte das Mozarteumorchester unter dem Gastdirigenten Vassilis Christopoulos am Donnerstagabend (20. 10.) mit einem primär frankophilen Programm wieder wett. Ein wenig verspätet hat das Konzert freilich begonnen, weil sich die Landleute so aufführten...

Von Horst Reischenböck

Anregung zu Gedankenspielen: die Wittelsbacher vermittelten einst ihren in Salzburg geborenen Prinzen Otto als ersten König nach Griechenland. Der 41-jährige Vassilis Christopoulos kam in München zur Welt und absolvierte dort sein Dirigierstudium und gab nun hier seine Visitenkarte als Gast ab.

Nicht mit Mozart, und dies, obwohl er schon 2009 für eine Aufnahme mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz in Paris mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Stattdessen widmete er sich zum Auftakt Richard Wagners letzter reiner Instrumentalkomposition, dem „Siegfried-Idyll“. Ein Vergleich lag nahe, weil auch die Camerata dieses Werk zwei Wochen zuvor am selben Ort interpretierte: Beides gehört, kein Vergleich. weil dadurch Anschauungsmaterial, was ein Dirigent daraus einem Klangkörper zu vermitteln vermag. Im konkreten Fall, und in mehr als doppelt so groß mit Streichern chorischer Besetzung als anlässlich der Uraufführung im Luzerner Triebschen, konnte sich Christopoulos voll und ganz auf die sonore Qualität des Mozarteumorchesters verlassen. Das er nach zart keuschem Anfang in luxuriös süffig leuchtende Klangsinnlichkeit, nicht zuletzt der Holzbläser, hinein steigerte.

Über welch qualitativ hochrangige Musiker das Orchester verfügt, die meist nur aus hinteren Reihen ihr Können einbringen, bewies danach Christian Winter an der Posaune als Solist in Sachen Henri Fredien Tomasi. Ein Komponist, an dem Bläser nicht vorbei können. Er hat auch Trompetern und Saxophonisten ihr Repertoire bereichert. Das Posaunenkonzert ist ein Paradebeispiel für gallischen Esprit und lotet nahezu alle Register des Soloinstruments spielerisch-verspielt bis ins Letzte aus. Der Solist ist fast pausenlos beschäftigt. Der lyrische Beginn führt in einen typisch französischen Walzer überführt. Dann sind im stimmungsvoll verinnerlichten Nachtstück unterschiedliche Dämpfer für subtile Klangfarben gefragt, und schließlich mündet das Konzert in ein beschwingtes „Tambourin“-Finale, das rhythmische Assoziationen zu einem Mambo in sich birgt. Ein Publikumsreißer, exzellent von Christian Winter exekutiert, der sich danach über eine Kiste Stiegl freuen durfte: Blechbläser müssen nach derartiger Anstrengung ihren Flüssigkeitsverlust wieder kompensieren.

Auch die Hörner durften sich an dem Abend ins rechte Rampenlicht setzen. Nach der Pause im überaus heiklen Einstieg in Maurice Ravels melancholische Pavane pour une infante défunte. Der Komponist instrumentierte sein Klavierstück später eher unwillig „pour petite orchestre“. Es ist ein vor allem durch seine Harmonik interessanter Grabgesang, an den Vassilis Christopoulos die viersätzige Sinfonietta von Francis Poulenc anfügte. Eben keine große Sinfonie nach deutschem Vorbild, mit dem Franzosen ihre liebe Not hatten, sondern ein geistvolles Werk, das Haydn beschwört und an George Bizet anknüpft. Für seinen Schöpfer ein Rückblick auf die Jugend, vital, klar gezeichnet und harmonisch geformt. Eine Rarität, eine weitere Facette, auch wiederum ideal für das von Konzertmeister Frank Stadler angeführt gut aufgelegt agierend und entsprechend bedankte Mozarteumorchester.

Bild: privat

 

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