Die Rückeroberung des Jazz-Luftraums
JAZZ & THE CITY
24/10/16 Ein Strom von Neugierigen, selbst wenn Exotisches angekündigt war: etwa die Begegnung der beiden Schlagzeuger Julian Sartorius und Edward Perraud, die frei improvisierten, oder die Solokonzerte mit der Drehleier, einem im Jazz doch mehr als raren Instrument.
35.000 Besucherinnen und Besucher schätzt das veranstaltende Stadt-Marketing für das am Sonntag (23.10.) zu Ende gegangene Festival „Jazz & The City“, erstmals unter der Leitung von Tina Heine. Auftritte von Cory Henry´s Funk Apostels, die dem auffallend jungen Publikum im republic eine euphorische Party bescherten, waren ebenso bis auf den letzten Platz gefüllt, wie die der hierzulande noch unbekannten Sängerin Maartje Meijer im Marmorsaal oder starker Tobak des US-Trios „Pulverize The Sound“ in der kleinen Academy Bar.
Die Neuerungen bei „Jazz & The City“ hätten sich bewährt, heißt es. Das Publikum konnte ganz entspannt nach Lust und Laune herumziehen, weil es keine Zählkarten mehr gab, die den Zugang bei diesem Gratisfestival in der Vergangenheit in geregelte Bahnen lenken sollten. Dank neuer Spielorte mit großen Kapazitäten kam es trotz der hohen Besucherzahl nur ganz selten vor, dass wegen Überfüllung kein Einlass mehr möglich war.
Die Gründerin des Festivals, Inga Horny: „Das bringt uns wieder „back to the roots, da wo wir einmal begonnen haben – unbefangen Stadt und Musik zu genießen“. Wie zum Beispiel in den imposanten Arkaden des St. Peter Stiftskeller, wo das Trio des Pianisten Omer Klein oder die Band der amerikanischen Sängerin Charenée Wade platziert waren, oder im Mozartkino, vor dessen voll besetzten Rängen syrische und österreichische Musikerinnen und Musiker aufeinandertrafen. Hauptschauplätze waren wieder die Kavernen 1595, wo der ORF einige Konzerte aufzeichnete, und das republic. Viele kleinere Spielstätten vom Weinarchiv des arthotels Blaue Gans mit musikalischer Tendenz zum Außergewöhnlichen bis zum einschlägig bespielten Afro Café oder beliebten Gaststätten wie dem Braugasthof Krimpelstätter oder dem Sternbräu waren zum wiederholten Mal dabei.
Neu in diesem Jahr waren auch die Begegnungen im öffentlichen Raum. Die Hamburger Marching Band Meute zog durch die Gassen der Stadt und hinter sich eine wahre Meute an Fans, was am späten Abend in einer Party auf dem Anton Neumayr Platz gipfelte. Der Schweizer Drummer Julian Sartorius blieb dagegen eher bescheiden, doch nicht weniger aufregend, nahm nur seine beiden Sticks in die Hand und bespielte bei seinem perkussiven Parcours durch die Altstadt alles, was sich nicht wehren konnte: Hauswände, Straßenschilder, Bushaltestellen und Obstkisten auf dem Grünmarkt.
Als Highlights empfanden wohl viele das erfindungsreiche Solokonzert des Trompeters Peter Evans in der Andrä Kirche oder den Auftritt der jungen Brasilianerin Dom La Nena beim Mitternachtskonzert am selben Ort, den Mandolinenvirtuosen Hamilton de Holanda aus Brasilien und das Grand Finale im Landestheater mit Erik Truffaz und Malia.
Zentrale Idee der neuen Programmpolitik war es, MusikerInnen möglichst mehrmals auftreten zu lassen, häufig in anderer Besetzung. So war der Bassist des Dänen Marius Neset auch im Konzert des US-Gitarristen Nir Felder zu hören, und Neset spielte auch mit dem Tubaspieler Daniel Herskedal -und wer von diesem angesprochen war,ist wohl auch am Sonntag zu einem der Abschlusskonzerte mit Herskedals Band gegangen, bei der auch Cello und Viola zum Einsatz kamen. (Altstadt Marketing)