Galanterieware aus Bayreuth
CD-KRITIK / FLÖTENSONATEN
18/01/11 Kein Name, den man schon mal gehört hat. Jakob Friedrich Kleinknecht (1722-1794) war einer aus der Menge jener Musiker, die sozusagen das Salz ausmachten in den vielen höfischen Musikkapellen in der deutschen Stadt-Staaterei.Von Reinhard Kriechbaum
Aus Ulm stammte er, als Flötist ist er nach Eichstätt und dann nach Bayreuth gekommen. Der dortige Markgraf Friedrich von Brandenburg-Culmbach (Gatte der berühmten Kunst-Förderin Wilhelmine) war selbst Flötist, so wie der Alte Fritz in Potsdam. Vielleicht hat er diese Sonaten, die hier in Ersteinspielung vorliegen, selbst gespielt. Jakob Friedrich Kleinknecht hat es schließlich bis zum Direktor Bayerischen Hofmusik gebracht und übersiedelte am Lebensabend mit dem Hof nach Ansbach.
Eine Fleißaufgabe, solche Stücke auszugraben - und dann gleich auch noch einzuspielen? Keineswegs. Die Sonaten entpuppen sich als höchst einfallsreiche und deswegen kurzweilige Kompositionen. Wer das Besondere am "Galanten Stil" studieren möchte, findet hier geradezu idealtypisches Material. Wie die barocke Rhetorik umgeformt wurde, anmutig einerseits, andrerseits aufgeladen mit spontanen und unerwarteten Stimmungsänderungen, das kann man hier Takt um Takt studieren.
Linde Brunnmayr-Tutz und ihr Partner am Cembalo, Lars Ulrik Mortensen, setzen auf Delikatesse und Zurückhaltung. Sie interpretieren in diese Stücke nicht künstlich Affekt hinein, sondern loten Möglichkeiten, den rhetorischen Gestus aus. Es ist keine Musik, die schreit, aber doch eine, die sehr eloquent und bestimmt redet. Sie quasselt nicht (und das gilt auch für ihre Interpreten hier).
Am besten wird man sich die Kleinknecht'schen Sonaten - in der melodischen Ausformung den Traversflötisten sozusagen auf die gespitzten Lippen geschrieben - als Divertissement für musikalisch gebildete (und anspruchsvolle) Hörer der Zeit vorstellen. Bayreuths heitere Eremitage ist für sie wohl der denkbar stimmigste Platz.