Als „Paulomime“ in Radstadt
IM PORTRÄT / MARTIN RICCABONA
23/05/14 Darf man ihn so bezeichnen? „Paulomimen“ nannten die Zeitgenossen die Schüler des hochgerühmten Orgelmeisters Paul Hofhaimer (1459–1537). Martin Riccabona, heuer der erste Artist in Residence der Paul Hofhaimer Tage, war 2013 Preisträger des Innsbrucker Orgelwettbewerbs im Namen des „monarcha organistrum“.
Paul Hofhaimer hat es zum Ritter gebracht, 1515 hat er den Ritterschlag bekommen. So weit ist der 1993 in Hall in Tirol geborene Martin Riccabona natürlich noch nicht, und es ist auch noch kein Maler vom Rang eines Albrecht Dürer angerückt, ihn zu porträtieren. Aber Riccabona, der seit Herbst 2011 an der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz studiert (Orgel bei Brett Leighton, Cembalo bei Jörg Halubek), ist kein unbeschriebenes Blatt mehr. Als Solist, Ensemblepartner und Continuospieler ist er fleißig unterwegs. Drei Mal war er Erster preisträger bei „Jugend musiziert“, einen Zweiten Preis hat er beim Orgelwettbewerb „Daniel Herz“ in Brixen 2012 eingeheimst. Im Vorjahr, beim alle drei Jahre abgehaltenen höchst renommierten Wettbewerb um den Paul-Hofhaimer-Preis in Innsbruck teilte er sich den Zweiten Preis mit der Französin Charlotte Marck – ein erster wurde nicht vergeben.
Das gegenwärtige Studienjahr 2013/14 verbringt Martin Riccabona als Erasmus-Student an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Als Artist in Residence in Radstadt hat der junge Künstler ein Stipendium, das ihm den kostenlosen Aufenthalt in Radstadt sichert.
Er ist dort viel beschäftigt in den nächsten Tagen: Zum Auftakt der 28. Paul Hofhaimer Tage am kommenden Sonntag (25.5.) lässt Martin Riccabona in der Pfarrkirche Radstadt ein „BACHorama“ hören, Musik von Johann Sebastian und dem Jahresregenten Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788), sowie Stücke von Schumann und Liszt über die Tonfolge B-A-C-H. Ein weiteres Orgelkonzert gibt es am 30. Mai, mit „Chorälen verschiedener Art“. Vielleicht besonders interessant sind da jene von César Franck, denn das Instrument in der Radstädter Kirche ist eines mit französischen Klangeigenschaften.
Am 26. Mai ist Riccabona mit von der Partie, wenn Josef Baier seine „Wasser-Orgel“ am Stadtgraben in Betrieb nimmt. Tags darauf ist der Organist mit Volksschülern aus Radstadt und Reitdorf auf der Orgelempore unterwegs und macht sie mit dem Instrument vertraut, unter dem Motto „Als der Orgel die Luft ausging“. Das wird aber im Ernst nicht passieren.
Am Schluss der Hofhaimer-Tage wird Martin Riccabona nochmal als Solist zu hören sein: Im Rahmen der Aufführung des Oratoriums „Das Alexanderfest“ (1.Juni, 19.00, k-tec Halle) spielt er ein Orgelkonzert von Händel. (Das Zentrum/dpk-krie)