Ein Jungspund am Pult
IM PORTRÄT / JOSHUA WEILERSTEIN
23/04/14 Die Salzburg-Debüts der beiden Geschwister liegen bloß zwei Wochen auseinander: Alisa Weilerstein war erst kürzlich in einem Konzert des Mozarteumorchesters zu hören, als Cellosolistin. Nun debütiert ihr Bruder Joshua Weilerstein am Pult desselben Ensembles, bei der Kulturvereinigung.
Erst 26 Jahre ist der Dirigent alt. Er kommt eigentlich von der Geige her, aber er hat es als Dirigent in kürzester Zeit weit nach oben gebracht. Er ist derzeit stellvertretender Leiter des New York Philharmonic Orchestra.
Jungspunde unter sich: 2007 hat Gustavo Dudamel Joshua Weilerstein eingeladen, als erstes nicht-venezolanisches Gastmitglied beim Simón Bolívar-Jugendorchester bei einer Tour durch Amerika als Kontzertmeister mitzuwirken. 2010 stand Joshua Weilerstein dann schon als Dirigent vor diesem Orchester. In diesem doppelten Debütkonzert waren die Geschwister übrigens beisammen, Alisa Weilerstein spielte das Solo-Cello. Die beiden kommen aus einer musikalischen Familie, ihr Vater Donald ist Erster Geiger des Cleveland Quarte, die Mutter Pianistin.
In Europa hat Joshua Weilerstein in den vergangenen Jahren vor allem in Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland als Dirigent bei den großen Orchestern dort Fuß gefasst. Debüts beim Mahler Chamber Orchestra und anderen mitteleuropäischen Orchestern stehen bevor. Nun ist es mit dem Mozarteumorchester so weit. Weilerstein hat sich dafür ein rechtes Wunschkonzert-Programm ausgesucht, unter dem Motto „Aus der Neuen Welt“. Natürlich mit der Neunten von Dvorak, für die der Komponist Übertragungen von Indianermelodien studierte und sich von einem farbigen Gesangslehrer des Konservatoriums Spirituals und Plantagenlieder aus Amerikas Süden vorsingen ließ. Dvorak in einem Zeitungsinterview damals: „Ich bin jetzt überzeugt, dass die zukünftige Musik dieses Landes auf dem basieren muss, was man Negerlieder nennt. Das muss die wirkliche Grundlage einer jeden ernsthaften und eigenständigen amerikanischen Schule der Komposition sein.“
Was ist wirklich draus geworden? Dafür gibt es kulinarische Beispiele in dem Konzert: „The Unanswerd Question“ stellt in dem bekannten Werk von Charles Ives die Solo-Trompete. Für Aaron Coplands Musik zum Ballett „Appalachian Spring“, die der Komponist einige Jahre später zu einer Orchester-Suite arrangierte, wurde er 1945 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Für den Titel entschied er sich übrigens ganz spontan und ohne tiefere Hintergründe. Er war amüsiert, wenn ihn jemand dafür lobte, wie treffend er die Schönheit der Appalachen in seiner Musik eingefangen habe.