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Der Talon im Ärmel?

KOMMENTAR

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Von Reinhard Kriechbaum

12/06/13  – „Das Kuratorium ist die Findungskommission“, so Andrea Ecker, Vertreterin des Bundes im Festspielkuratorium, am Dienstag (11.6.) in Sachen künftiger Festspielintendant und künftige Festspielpräsidentin. Ob das eine gefährliche Drohung ist? Schließlich ist das Festspielkuratorium ein ausschließlich von Politikern oder ihren Sendboten besetztes, bis auf die Knochen unkünstlerisches und obendrein hoffnungslos un-wagemutiges Aufsichtsgremium. Pereira hat man seinerzeit gewählt, ohne ein Hearing zu veranstalten. Man ist alleine nach dem Namen gegangen und nach dem Ruf, der ihm vorauseilte: ein Händchen zu haben für Sponsoren. Auf diesem Ohr hört das Festspielkuratorium traditionellerweise sehr gut.

Wenn das Festspielkuratorium nun „seine eigene Findungskommission“ ist, wird man hoffentlich wenigstens nicht ung'schauter entscheiden. Aber ist da jemand, der mit Leidenschaft für die Festspiele brennt, der Herzblut verspritzt? Cool und sachlich hat man sich jetzt für eine einigermaßen pragmatische Lösung entschieden. Sven-Ertic Bechtolf wird zwei Jahre dahinwursteln dürfen, auf den Bahnen, die Pereira ohnedies wfestgelegt hat. Allzu großer Handlungsspielraum bleibt da nicht. Viel kann Bechtolf aber auch nicht verbocken.

Visionen seitens des Kuratoriums? Bloß nicht. Der Zeitrahmen, den man sich nun selbst gesteckt hat, ist denkbar knapp. Bis 2. September sollen sich potentielle Kandidaten fürs Intendantenamt melden. Nichts hört man davon, dass die Perspektive abgesteckt würde, wohin die Festspiele gehen sollten. Ein Wirtschafts-Kulturunternehmen, das Jahr für Jahr ein paar Prozentpunkte zulegt und somit den Gesetzen eines Marktes entspricht, denen es mit seiner Umwegrentabilität tunlichst zuarbeiten sollte? Oder doch ein Festival mit starkem Profil, das aufgrund seiner künstlerischen Orientierung Magnetkraft ausübt? Vielleicht wäre es sogar eine Option, wieder etwas kleiner zu werden. Solche Dinge gehörten eigentlich schon in die Ausschreibung.

Von all dem ist aber nicht die Rede, dafür trompetet wieder einmal der Salzburger Bürgermeister. „Kein Zufall“ sei es, dass man 2017 als Antrittstermin für den neuen Festspielchef festgelegt habe. Es scheint alles auf Markus Hinterhäuser zugeschnitten, der eben dann seine drei Jahre als Leiter der Wiener Festwochen hinter sich haben wird. Aber darf man so fix mit ihm rechnen?

Stimmt schon: Als langjähriger Konzertchef der Festspiele und zuvor, in der Ära Mortier, als Mitgestalter der zeitgenössischen Festspiel-Schiene „Zeitfluss“, hat Hinterhäuser Pluspunkte en masse gesammelt. Sein Interims-Intendantenjahr ist in allerbester Erinnerung. Hinterhäuser hat eigentlich nur Freunde am Ort. Aber jene „Freunde“, die im Direktorium sitzen, haben trotzdem, als es ernst wurde, für Pereira gestimmt.

Markus Hinterhäuser braucht gar nicht nachtragend sein. Jeder wird verstehen, dass er sich seinen „Rückkauf“ in dieser Situation imagemäßig doppelt gut überlegen muss.

Ob man Hinterhäuser als Talon in der Hand haben wird, ist also die Frage. Klarer schon die Situation, was Helga Rabl-Stadler und ihren 2014 auslaufenden Vertrag als Präsidentin und Finanzchefin der Festspiele anlangt. Mit der Beauftragung, für 2015 und 2016 gemeinsam mit Sven-Eric Bechtolf zu planen, hat das Kuratorium als „Findungskommission“ schon eine sehr klare Vorentscheidung abgegeben, wem es das Vertrauen schenkt. Man könnte von einer gut österreichischen Art der Ausschreibung reden. Sie ist höchst scheinheilig, aber die voraussichtliche Wahl deswegen nicht schlecht.

Mortier, Ruzicka, Flimm, Hinterhäuser und jetzt Pereira: Fünf Intendanten hat die Präsidentin unbeschadet hinter sich gelassen. Das spricht für eine robuste Natur und diplomatisches Geschick. Wie viele Schauspieldirektoren waren es eigentlich in all den Jahren? Da wird sie mit Sven-Eric Bechtolf jedenfalls auch können. Die Scharmützel am Ort, die kleineren und größeren politischen und merkantilen Begehrlichkeiten kennt sie wie ihre Westentasche. Und wie ein Gremium wie das Kuratorium tickt, wie es nach den diversen Wahlen auch zusammengesetzt sein mag: Das kann Helga Rabl-Stadler auch so gut wie niemand sonst abschätzen.

Zur Meldung Die Details einer einvernehmlichen Scheidung

 

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