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Schwimmwesten, Rettungsboote!

GLOSSE

rkVon Reinhard Kriechbaum

10/06/13 Ganz, ganz schlecht muss es stehen um die Salzburger Festspiele. Franz Welser-Möst zum Beispiel macht sich echt Sorgen drum. Jetzt müssen die Festspiele schon ohne ihn als Dirigenten des neuen DaPonte-Zyklus auskommen, und schon beutelt es die Institution abermals durch, weil der Intendant 2015 die Leitung der Mailänder Scala übernimmt.

Morgen Dienstag (11.6.), da tritt bekanntlich das Kuratorium zusammen, und da werden wir gegen Abend endlich wissen, was wirklich los ist auf der Kapitänsbrücke des stolzen Kultur-Frachtschiffs. Wenn man die Zeitungsmeldungen der letzten Tage liest, lokal und in Wien, dann schlingert es ja dahin wie ein Papierschiffchen. Von Seetüchtigkeit überhaupt keine Rede. Der Kapitän sollte eigentlich als letzter von Bord gehen, aber genau das will Salzburgs Bürgermeister nicht. Nach seinen Vorstellungen müsste Pereira schon runter vom Kahn, noch bevor die Ratten das sinkende Schiff verlassen.

Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, eigentlich nur mehr blinde Passagierin im Kuratorium, könnte sich Pereira aber schon noch vorstellen bis zum Ende seines Vertrags – doch für die Hälfte der Heuer. Schließlich hat er unbotmäßig in Mailand angedockt.

Der Wiener „Standard“ hat in seiner Wochenendausgabe geunkt, dass Pereira womöglich Sponsoren und sogar noch Matrosen – sprich: Sängerinnen und Sänger – „mitnehmen“ könnte nach Mailand. Das Absaufen der Festspiele wäre besiegelt. Doch halt: Wurde eigentlich je an der Scala ein Ton gesungen während der Festspielmonate? Sind die Festspielkünstler nicht ohnedies das ganze Jahr über rund um den Erdball beschäftigt?

Was die sommerliche Stagione-Pause in Mailand betrifft, darf man sich freilich nicht in Sicherheit wiegen. So wie Pereira in Salzburg eine zeitliche Ausweitung der Festspielzeit anpeilte, könnte er es ja auch in Mailand versuchen. Und dann sind nicht nur die Sänger weg. Zu Ferragosta machen bekanntlich die Italiener Salzburg gemeinhin zur bewohnerstärksten italienischen Provinzstadt, weil sie hierher zu Muti pilgern. Künftig heißt es für sie, womöglich noch vor dem Brenner am Lenkrad drehen: auf nach Mailand und auch dort im Hochsommer lokalpatriotisch Flagge zeigen!

Man darf sich also nicht in Sicherheit wiegen. Das Festspielschiff kann wirklich jederzeit sinken. Von nautischer Begabung des Sven-Eric Bechtolf wurde noch nichts ruchbar. Sollte diese also ernsthaft gefragt sein, muss man streng nachzählen, ob wohl genug Schwimmwesten unter den Sitzen in den Festspielhäusern vorrätig sind. Vielleicht sollte man, wenn das Kuratorium morgen schon beisammen sitzt, auch gleich ein paar supergeräumige Rettungsboote in Auftrag geben.

 

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