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Auf- und durchatmen

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

05/06/13 Die Katze war ja längst aus dem Sack und das Tier als unstet erkannt. Am Dienstag (4.6.) um 17 Uhr also ward endgültig öffentlich, dass der alte Streuner in Mailand ein warmes Platzerl gefunden hat.

„Pereira stürzt Festspiele in Führungskrise“ titeln die Salzburger Nachrichten prompt (schließlich gilt es mit den Hochwasser-News mitzuhalten). Nach den Salzach-Fluten drohende Ebbe in der Chefetage an der Adresse Hofstallgasse? Stehen künstlerische Dürrejahre bevor?

Vielleicht wäre es gescheiter, jetzt einmal auf- und durchzuatmen. Aufatmen, weil das System der Pereira-Festspiele ein Modell auf eindeutig begrenzte Zeit ist. Völlig egal, ob er nun 2016 noch verantwortet oder schon 2015 fortgeschickt wird. Die Festspiele sind ein voll beladenes, riesiges Kultur-Frachtschiff, das sich auf Ruderschläge so schnell nicht bewegt. Seine Passagiere, das Publikum, übrigens auch nicht.

Viel wichtiger: Wer nimmt jetzt im Kuratorium welche Positionen ein, welche Agenden wahr? Wie wird das Kuratorium besetzt sein nach den Wahlen? Wilfried Haslauer wird das Sagen haben, als mutmaßlicher künftiger Landeshauptmann. Es war bisher als Vertreter der Fremdenverkehrswirtschaft in diesem Gremium. Ist ihm genug Verständnis für die gestalterischen, künstlerischen Erfordernisse zuzutrauen? Dass sich Gabi Burgstaller die Festspielagenden eher als lästige Pflicht eingehandelt hat (ihre politische Kompetenz war das Soziale), war offenkundig und diente nicht der Sache.

Derzeit ist es so, dass sich im Bundesland nicht einmal jemand aufdrängt, dem man taxfrei zutrauen würde, dass er die lokal- und regionalpolitischen Kulturaufgaben ordentlich und mit weiter Perspektive erledigt. Da ist Sorge um das Festspielkuratorium und seine Kompetenz durchaus angebracht. Die bevorstehenden Wahlen machen die Sache nicht vorhersehbarer.

Erste Arbeit wäre jetzt wohl, sich gemeinsam mit Fachleuten zum Brainstorming zurückzuziehen, Erwartungen an die Festspiele, an die künstlerische Profilbildung und dergleichen so exakt wie möglich zu formulieren. Inhaltlich so hemdsärmelig wie die Bestellung Pereiras darf die nächste Intendantenkür nicht sein.

Vor Schnellschüssen ist zu waren. Ein kolportiertes Interims-Führungsteam Herlga Rabl-Stadler/Sven-Eric Bechtolf lässt einem ja doch eher die Haare zu Berge stehen. Stimmt schon, Bechtolf kann auch Opern inszenieren. Aber als Schauspielchef hat er in der vorigjährigen, der ersten von ihm verantworteten Saison, nicht wirklich überzeugt. Und Markus Hinterhäuser? Den täten freilich alle gern wieder da haben, aber der ist fürs Erste Mal in Wien verplant. Wollte man ihn zurückholen, wäre nicht nur vertragstechnisch einiges zu tricksen, sondern es brauchte wohl gehörige Überzeugungsarbeit.

Zum Hintergrundbericht {ln:Rasch auseinandergelebt}

 

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