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Geistliche Gesangsfreude, vorwiegend baltisch

MOZARTCHOR SALZBURG

06/07/16 Der Mozartchor Salzburg, vormals Chor der Kulturvereinigung, gab ein beachtliches Konzert in der Itzlinger Pfarrkirche. Unter ihrem neuen Leiter Stefan Mohr hat die Chorvereinigung hörbar an Sicherheit der Intonation und vokalem Glanz gewonnen.

Von Gottfried Franz Kasparek

Nicht, dass die ambitionierten Sängerinnen und Sänger früher bloß Mittelmaß geboten hätten, aber der Rheinländer Stefan Mohr, seit September 2015 Stiftskapellmeister in Berchtesgaden, scheint eine besonders gute Hand für die Leitung eines liebend bemühten Amateurchors zu haben. Mit souveräner Übersicht und eher knappen, aber mitteilsamen Gesten modelliert er die gar nicht leichten Gesänge geistlichen Charakters, die am Freitag (1.7.) unter dem Motto „Freude Trauer, Zuversicht“ in der Pfarrkirche St. Antonius in Itzling erklangen.

Schon Henry Purcells „Funeral Music for Queen Mary“ beinhaltet kunstvolle Kontrapunktik. Die elegische Festlichkeit des berührenden Kurz-Requiems auf anglikanische Anthem-Art wurde nicht nur vom Chor, sondern auch vom Blechbläserensemble Oberalm entsprechend und ansprechend gestaltet. Nicht zu vergessen ist die - zwischendurch mit Bach auch solistisch hervortretende - hervorragende Organistin Elke Michel-Blagrave.

Am Ende des pausenlosen Programms stand John Taveners Choral „Mother of God, here I stand“, doch dazwischen gab es eine informative Klangreise in die geistliche Vokalmusik des katholisch dominierten Baltikums, die meist in lateinischer Sprache stattfand. Da durfte Arvo Pärt – mit „Da pacem Domine“ - in seiner großartigen Schlichtheit nicht fehlen. Dazu passten auch der Norweger Ola Gjeilo, was die gekonnte Mischung aus traditioneller Musiksprache mit dezentem Swingeinschlag und ein wenig Avantgarde-Pfeffer betrifft, und der Pole Piotr Janczak, dessen „De profundis“ für Frauenchor ein hohes Maß an Virtuosität und klarer Artikulation verlangt. Was die Damen des Mozartchors überzeugend und scheinbar mühelos einlösten.

Mit Ilze Arne war eine lettische Komponistin vertreten, deren jazzig-melodisches „Cantemus“ sich auch hervorragend für den gottesdienstlichen Gebrauch eignet. Ihr Landsmann Rihards Dubra vermischt herbe Renaissanceklänge famos mit geradezu pfiffigem Minimalismus, auch in einem „Miserere Mei“. Der Litauer Vytautas Miskinis bevorzugt brillant formulierte Polyphonie.

Generell erfreut die sinnesfrohe Vitalität, mit der geistliche Texte auch heute noch vertont werden können, dabei immer spirituelle Kraft behaltend. Ein wahrer Meister dieses Fachs ist der noch junge Lette Eriks Ešenvalds. „O salutaris Hostias“ für Frauenchor und zwei gut geführte, innige Solosoprane aus den Chorreihen (Johanna Weber und Brigitte Jellinek) ist eine inspirierte Kantate, die zu jener seltenen Musik von heute gehört, die eigentlich altmodisch gemacht ist und dennoch erfrischend neu klingt. In „This is my fathers world“ zeigt Ešenvalds, dass er sich auch auf Gospel und Spiritual einen originellen Reim machen kann.

Das Publikum zeigte sich zu Recht begeistert, der Jubel wurde mit einer „Cantemus“-Wiederholung belohnt. Salzburgs Chorszene blüht an vielen Orten!

Bild: www.stefan-mohr-dirigent.com

 

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