Und was ihm lieb auf Erden…
VIERZIG JAHRE SALZBURGER BACHGESELLSCHAFT
06/06/16 Der minutenlange Applaus galt nicht nur dem Konzert, sondern einer Ära. „Vierzig Jahre Bach in Salzburg“ feierte die Salzburger Bachgesellschaft, gegründet und geleitet von Albert Hartinger, am Freitag (3.6.) in der Pfarrkirche Mülln – vierzig Jahre nach dem ersten Konzert genau an dieser wunderbaren Heimspiel-Stätte der Bachgesellschaft.
Von Heidemarie Klabacher
Auf dem Programm standen die Kantate BWV 76 „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, quasi als „Gegenstück“ zur Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ BWV 51, mit der die Bachgesellschaft vor vierzig Jahren, am 11. September 1976, das Konzertgeschäft aufgenommen hat. Daran erinnerte Albert Hartinger in seiner Begrüßungsrede.
An der Bedeutung des Bach’schen Kantatenwerks - „Endzweck meiner Bemühungen“, wie Bach selber dazu gesagt habe – hat sich nichts geändert: „Sie sind wohl in ihrer Zeit verhaft, aber dennoch zeitlose Zeugen christlichen Glaubens, abendländischer Kultur und überwältigender Kunst“. Ihm persönlich gehe mit jeder Aufführung und jeder Beschäftigung mit einer Bachkantate „ein neues theologisches oder musikalisches Licht auf“, sagte der verdiente Künstler und Pädagoge.
Zu Gast als Interpreten im Jubiläumskonzert waren neben dem hauseigenen Ensemble, dem Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft, langjährige und immer wieder als Interpreten verpflichtete Freude und Weggefährten: La Divina Armonia unter der Leitung des Organisten und Dirigenten Lorenzo Ghielmi.
Die Interpretation der Kantate „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ BWV 76 und des das „Magnificat“ C-Dur von Antonio Caldara in der Bearbeitung von Bach erinnerte in ihrer vor-klangrednerischen Getragenheit an die Bachinterpretation der Gründungszeit der Bachgesellschaft. Deutlich beredter phrasiert und angriffiger musiziert war der Eröffnungschor von BWV 76 dann in seiner „Zweitfassung“ als Zugabe.
Der strahlende Klang des Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft, der etwa die traditionsreichen Konzerte „Mozart in Maria Plain“ Jahr für Jahr zum Erlebnis macht, kam im Caldara/Bach Magnifcat im „Suscepit Israel“-Satz zu seiner vollen Wirkung.
Mit diesem Programmpunkt hat Albert Hartinger nicht nur ein geistig-künstlerische sondern eine konkret direkte Verbindung von Johann Sebastian Bach hergestellt: Antonio Caldara, Vizekapellmeister am Wiener Kaiserhof, war dem fürsterzbischöflichen Hof von Franz Anton Fürst Harrach (1709-1727) in Salzburg eng verbunden. Bach wiederum hat das Maginficat Caldaras eigenhändig abgeschrieben und bearbeitet – und die älteste Abschrift des von Bach bearbeiteten Werks liegt bis heute im Diözesanarchiv der Erzdiözese: „Ein direkter Bogen von Bach bis Salzburg.“
Ein Höhepunkt des Festabends: Lorenzo Ghielmi an der Johanna von Mierka-Barockorgel mit dem Toccata Adagio und Fuge BWV 564. Eröffnet worden ist das Konzert übrigens mit Bläseraufzügen des Müllner Augustinerpaters und Musikers Ignaz Dautermann, wie Albert Hartinger - selber Kirchenmusiker in der Pfarrkirche Mülln - sagte, „ein Amtsvorgänger von mir“.