Am Ende des Regenbogens
PHILHARMONIE SALZBURG / QUADRO NUEVO
14/04/16 Welches Orchester lässt sich nach einem überlangen Programm noch willig zu Weiterspiel verführen? Dirigentin Elisabeth Fuchs durfte auf ihre Philharmonie Salzburg zählen und setzte mit Quadro Nuevo in zwei Zugaben noch weitere Höhepunkte drauf.
Von Horst Reischenböck
Der Veranstaltermut hat sich gelohnt. Die Fans von Quadro Nuevo und die mittlerweile längst treuen Abonnenten des Zyklus der Philharmonie Salzburg füllten am Mittwoch (13.4.) das Große Festspielhaus. Es funktioniert als das Motto des Theaterdirektors aus Goethes „Faust“: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.“ Im konkreten Fall unter dem Titel „End of the Rainbow“ Grenzen überschreitend, mit einer übergreifenden Paarung aus Tango und eigentlich nicht konkret definierbarer „Weltmusik“. Lisi Fuchs, die sich das solcherart prächtige Zusammenwirken gewünscht hatte, durfte rundum glücklich sein. So, wie auch das Publikum und das Quadro Nuevo, das heuer auf zwanzig Jahre erfolgreichen Musizierens miteinander und eben so viele CDs zurückblickt.
Das Tüpfelchen auf dem „i“ wäre dazu vielleicht noch – hier passender als zu vergangenen Anlässen – ein Tanzpaar gewesen. Ist doch laut Titel eines Fachbuchs der Tango „die einende Kraft des tanzenden Eros“. Schon lange ist er nicht mehr auf dessen Ursprungsländer Argentinien und Uruguay beschränkt: Gleich zu Beginn wurde die Tango-Kenntnis um den zündenden „Tango del mare“ aus Italien erweitert. Dieses Land hat das Quartett auch zur „Canzone della Strada“ angeregt. Die Musiker ziehen sich dorthin nämlich alljährlich in kreative Klausur zurück und setzten ihrer Wirtin mit „Locanda del Sole“ auch ein tönendes Denkmal.
Rodriguez' bekannte „La Cumparsita“ rief auch den inzwischen hundert Jahre alt gewordenen „Klassiker“ ins Gedächtnis. In einer faszinierend klanglich eigenen Version als Zusammenspiel von klassischem Sinfonieorchester auf dem Podium dahinter. Aus dessen Reihen waren auch solistische Leistungen gefordert, wie etwa vom Konzertmeister in John Williams grandioser Instrumentierung von „Por una cabeza“ von Altmeister Carlos Gardel.
Davor Mulo Francel am Alt-Saxophon, der auch aus Tenor-Instrument sowie Klarinette und Bassklarinette mit schier unerschöpflichem Atem virtuose Überraschungen zauberte. So, wie alle vier des Quadro Nuevo ja längst auch in der Jazz-Szene hörbar mitmischen. Sie wurden tatkräftig unterstützt durch Andreas Hinterseher: Er wechselte von der Ziehharmonika zu Bandoneon und rarem Vibranoneon. Ihnen gegenüber Kontrabassist D. D. Lowka, der seinen Bogen nur selten aus dem Köcher nahm, hingegen schlagkräftig Percussion betrieb.
Funkelnde Akzente setzte Harfenistin Evelyn Huber, die auch ans Hackbrett wechselte, beispielsweise in der meditativen Eigenkomposition des Ensembles „Mohn“, die zur abgedunkelter Beleuchtung Opium für die Ohren brachte. Andere „Weltmusik“ boten Filmmelodien von Peter Kreuder oder der fliegende Wechsel von Klezmer-Klängen aus Salzburgs Partnerstadt Vilnius zu orientalisch inspirierter Musik. Die Karawane zog dann im Geiste Alexander des Großen illuster bis Indien weiter. Der persönlichen Liebe zu Astor Piazzolla frönte Elisabeth Fuchs mit dessen „Liber Tango“ und setzte nach dem Charles Trenet-Chanson „Que reste-t-il-de nos amours“ mit „Oblivion“ in gekonnter Art noch eins drauf. Das konnte nur Standing Ovations geben.