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Viel Originalklang für den Marmorsaal

INTERVIEW / KONSTANTIN HILLER

08/01/16 Ein Publikum aus „Touristen“? Das Wort wolle er so gar nicht mehr hören, sagt Konstantin Hiller, Impresario der „Salzburger Konzertgesellschaft“. Er wurde, quasi über Nacht, in Salzburg zu einem musik-touristischen Großunternehmer, weil die Konzertgesellschaft seit Jahresanfang ja nicht nur für die „Mozart Dinner Konzerte“ im Peterskeller zuständig ist, sondern auch für die Konzerte im Marmorsaal.

Von Reinhard Kriechbaum

Auch von den Konzerte besuchenden Touristen habe ein jeder unterschiedliche Erwartungen, so Hillers Erfahrung. „Das ist wie im Supermarkt mit sieben unterschiedlichen Packerln Milch: Einer will Haltbarmilch, ein anderer will sie laktosefrei.“ Deshalb fragt man Hiller auch absolut vergeblich nach einem „Profil“ eines typischen touristischen – Konzertbesuchers.

Tatsache: „Der Städtetourismus ist stark“, und der Besuch von Konzerten für diese Klientel „letztlich eine Verteilungsfrage“. Drei große und mehrere kleine Veranstalter ritterten in Salzburg zuletzt darum. Die Großen: Festunskonzerte, Mozart Dinner Concerts und eben die Schlosskonzerte. Unter den Dreien hätten es die Konzerte im Marmorsaal „am schwersten“.

Mit kurzfristigem Entscheid des Stadtsenats (der Beschluss fiel am 14. Dezember) sind seit 1. Jänner die „Salzburger Schlosskonzerte“ aus dem Rennen. Hiller hat mit der „Konzertgesellschaft“ die Schlosskonzert-Termine übernommen, „eins zu eins“, inklusive Vorbuchungen, wie man betont. Den Umfang der tatsächlichen Vorbuchungen konnte man am Donnerstag (7.1.) nachmittags noch gar nicht konkret beziffern.

„SchlossKonzerteMirabell“ ist jetzt die Marke, rund 250 Konzerte werden es sein. Vorerst kommen in der Hauptsache jene auf Originalinstrumenten spielenden Ensembles zum Einsatz, mit denen Hiller auch in Wien an drei Tagen aktiv ist: So spielt beispielsweise heute Freitag (8.1.) das „Orchester 1756 – Salzburg“. Hiller selbst hat es 2006 in Salzburg gegründet, denn „erstaunlicherweise verfügte gerade die Mozart-Stadt über kein Originalklang-Ensemble, das sich vorrangig der Interpretation der Werke von Mozart auf historischem Instrumentarium widmet“, erklärt der auch als Dirigent sehr aktive Impresario. In Salzburg und vor allem in der Wiener Karlskirche hat er gut 250 Mal das Mozart-Requiem geleitet. Dort ist jeden Samstag Requiem-Tag, ein fest eingebürgerter Termin. Am 15. und 16. Jänner ist das „Quartett 1791“ im Marmorsaal am Werk, am Wochenende darauf das „Leopold-Mozart-Ensemble“, ebenfalls eine auf Originalinstrumenten spielende Musikergruppe.

Die Vermarktungs-Strategie mit dem Geburts- und Sterbedatum Mozarts ist offensichtlich. „Mozart ist eben der Eisberg“, bestätigt Konstantin Hiller und versichert: „Ich kriege auch von der Kleinen Nachtmusik den Hals nicht voll.“ Dass Werke durch oftmaliges Spielen abgebraucht würden, lässt er so nicht stehen. „Fragen Sie Musikhörer doch nach dem vierten Satz der Kleinen Nachtmusik...“

Die Qualitätsfrage stellt sich, und da gibt sich Hiller als Pragmatiker: Es gehe darum, „möglichst gute Musik zu machen mit den Mitteln, die wir haben“. Groß sind diese nicht, nimmt man den Ist-Zustand der Besucher im Marmorsaal des Schlosses Mirabell her. „Es wird ehrlich musiziert“, versichert Hiller. „Wir definieren uns nicht im Fünf-Sterne-Bereich.“

Die Steigerung der jetzt eher desaströsen Besucherzahlen wird der Knackpunkt sein. Auf Zahlen-Spekulationen lässt Hiller sich nicht ein. „Ein Erfolg ist, wenn wir freudigen Auges ins nächste Jahr gehen.“ Die Salzburger Konzertgesellschaft stehe auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis, da ist Hiller ganz selbstbewusst. Die verschiedenen Unternehmungen in Salzburg und Wien – mit zusammen deutlich über 500 Terminen pro Jahr – seinen „gegenseitige Lebensversicherungen“. Deshalb getraut Hiller sich nun auch über die extrem kurzfristige Programmierung der Konzerte im Schloss Mirabell: „Wer in Salzburg könnte das leisten, wenn nicht wir?“

Vermarktungstechnisch setzt man auf die einschlägigen Internet-Portale (da bleiben bis zu dreißig Prozent des Kartenpreises als Provison beim Vermittler). Man müsse beim potentiellen Publikum „Vertrauen aufbauen“.

Was seine eigenen Angebote im Stiftskeller St. Peter und in der Wiener Karlskirche anlangt, versichert Hiller: „Heruntergerotzte Konzerte gibt’s bei uns nicht.“

In den kommenden Wochen will Konstantin Hiller möglichst viele Salzburger Ensembles für die Konzerte im Marmorsaal gewinnen. Denn er ist überzeugt, dass Salzburg-Gäste Musik von heimischen Interpreten hören wollen und nicht junge Wettbewerbsgewinner aus China oder Russland. Was das betrifft hat Hiller durchaus begründetes Misstrauen gegenüber manchen bisherigen Schlosskonzert-Reihen. „Sie wollen ja auch nicht am Broadway Hansi Hinterseer hören!“ Trotzdem will Konstantin Hiller das „Denkschema Schlosskonzerte aufrecht erhalten“ und jedenfalls „der Stadt keine Schande machen“.

Die neue Internet-Adresse für die Konzerte im Marmorsaal des Schlosses Mirabell - www.konzerte-schloss-mirabell.at
Bilder: Salzburger Konzertgesellschaft

 

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