Reminiszenzen an Alt-Österreich
ZAGREBER PHILHARMONIKER / DAVID DANZMAYR
02/01/16 Lange war das Zagreb Philharmonic Orchestra nicht in Salzburg, 1988 war es zuletzt da. Geleitet von seinem „Principal Guest Conductor“ David Danzmayr stand es nun zum Jahresbeginn Geigerin Christine-Maria Höller zur Seite.
Von Horst Reischenböck
Als Kroatien noch Teil der Monarchie war, kam in seinem Südosten Franz von Suppé zur Welt. Kaum zu glauben, dass dessen zündende Ouvertüre zum Operetteneinakter „Die schöne Galathée“ erst jetzt in ihrer originalen Gestalt im Großen Festspielhaus zu erleben war! Als zündender Einstieg, fetziger Muntermacher nach der Sylvesternacht, schön ausbalanciert und seitens David Danzmayrs auch mittels der Generalpausen überlegt gegliedert.
Der am Mozarteum ausgebildete Dirigent hat längst international Karriere gemacht. Im Großen Festspielhaus bescherte er Freitagmorgen (1.1.) eine abwechslungsreiche Reihe mit darunter durchaus interessanten Novitäten.
Im ersten Teil des Programms stand allerdings Lokal-Matadorin Christine-Maria Höller im Fokus, mit jenem Werk, das der Virtuosen Freude, aber eigentlich des Komponisten Leid war: Max Bruch war schon zu Lebzeiten vornehmlich durch sein Violinkonzert Nr. 1 in g-Moll op. 26 bekannt, und das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Nachdenklich führte die Geigerin in den Ohrwurm ein, setzte danach markante Akzente und sang ihr Solo im Adagio so verinnerlicht, dass sich danach spontaner Zwischenapplaus regte. Genauso tonschön folgte sie der „energischen“ Aufforderung durch das Finale hindurch bis in dessen abschließender Stretta hinein. Dem 1. Hornisten gebührt ein Sonderlob. Johann Sebastian Bachs Andante aus der a-Moll-Solosonate BWV 1003, wirkte danach trotz aller Intensität in diesem Umfeld allerdings, gelinde gesagt, nicht so gut aufgehoben.
Die Streicher durften nach der Pause satt in Franz Lehárs Ouvertüre „Eine Vision. Meine Jugendzeit“ einsteigen. Es war der Auftakt zu einer Rhythmus-bestimmten Programmfolge, dem gleich das höhnische Gelächter des „Danse Diabolique“ von Josef Hellmesberger elektrisierend folgte. Dan kamen die intime Annenpolka op. 117 von Johann Strauß Sohn und dessen immer wieder zutiefst berührenden Kaiserwalzer op. 437, in dessen melancholischem Schluss unbewusst so etwas wie die Vorahnung vom Ende des Vielvölkerstaates hinein schwingt. Bevor , quasi als Pflichtstück, „An der schönen blauen Donau“ intoniert wurde, brachten die Gäste mit dem Poskočnjica von Landsmann Natko Devčić auch zusätzlich eigenes folkloristisches Herzblut mit ins treffliche Spiel.
Die erste Zugabe bot mit Vater Johann Strauß' Jelačić-Marsch op. 244 als weiteren Bezug zu Kroatien vorerst eine kaum bekannte weitere Rarität, ehe die Erwartung des überrascht-irritierten Auditoriums doch noch durch den Radetzky-Marsch op. 228 erfüllt und von diesem erstaunlich erbarmungslos falsch-taktig geklatscht wurde. Da wäre unser Rainermarsch zum Jubiläum 200 Jahre Österreich bei Salzburg eigentlich sinnvoller gewesen...