Es lebe Joseph Schuster!
UNIVERSITÄT MOZARTEUM / SOPRAN-MARATHON
18/11/15 Gern - aber wer war Joseph Schuster? Wer außer Musikwissenschaftlern hat den Namen des Dresdner Hofkompositeurs und Zeitgenossen Mozarts je gehört? Acht Sopranistinnen haben Mozart und Schuster einander gegenüber gestellt – mit Arien aus der Oper „Demofoonte“.
Von Elisabeth Aumiller
Pietro Metastasios Libretto der Oper „Demofoonte” wurde über siebzig Mal vertont. Joseph Schuster war einer von ihnen. Mozart benutzte immerhin einige Texte daraus für seine Konzertarien.
„Ich kannte Joseph Schuster nicht, bevor mich die Münchner Barockgeigerin Ulla Baur auf ihn aufmerksam machte“, sagte Josef Wallnig, der Gründer der Instituts für Mozart- Opern- Interpretation am Mozarteum. Die Geigerin hat Schusters „Demofoonte“ ausgegraben und wurde damit quasi zur Urheberin dieser Salzburger Produktion in Kooperation mit der Joseph Schuster Gesellschaft München. Die jeweiligen Demofoonte-Arien von Schuster und Mozart bescherten in der direkten Gegenüberstellung am Dienstag (18.11.) im Wiener Saal ein interessantes Hörvergnügen.
Joseph Schuster lebte von 1748 bis 1815, Mozart „bekanntlich“ von 1756 bis 1791. Beide Komponisten haben ihre Arien meist dreiteilig angelegt, teils mit langer Rezitativ-Einleitung.
Die emotionsgeladenen dramatischen Szenen in akustischer Höhenluft stellten die jungen Sängerinnen in Ausdruck und Technik vor große Herausforderungen. Bravourös meisterten sie die vokalen Ansprüche mit den zahlreichen akrobatischen Höhenmetern, den Tonrouladen, Trillern und Staccati.
Die schwer durchschaubare Handlung der Oper „Demofoonte“ mit zahlreichen Irrungen und Wirrungen gab einst ein beliebtes „Komponistenfutter“ ab: Es geht um Orakelspruch mit Jungfrauenopferung, um einen „unschuldigen Räuber des Throns“, um die heimliche Heirat des Königssohnes, der aber nicht der rechtmäßige ist, dafür stellt sich seine Angetraute schließlich als des Königs Tochter heraus und der wahre Thronfolger darf dann diejenige zur Frau nehmen, die der König zunächst seinem vermeintlichen Sohn anbefohlen hatte…
Die unmittelbare Konfrontation zwischen Schuster und Mozart, beide im gleichen stilistischen Hintergrund beheimatet, wurde den Zuhörern zur reizvollen Studie und den Sopranistinnen zur schönen Präsentation ihres Könnens. „Geläufigen Gurgeln“ hatten die beiden Tonschöpfer die Arien maßgeschneidert. Besonders Mozarts „Ma che vi fece, o stelle“ ist gefürchtete permanente vokale Hochgebirgsregion bis hinauf zum dreigestrichenen F mit Fermate drauf. Dass die Mozarteums-Studentinnen mit ihren frischen jungen Stimmen die anspruchsvolle Bergtour so „trittsicher“ vorführten, dafür gebührt ihnen Lob und großer Beifall.
Der Gesangsklasse von Barbara Bonney gehören Himani Grundström, Ornella de Luca Coltro und Anna Perwein an. Rea Alaburic und Katrin Bulke haben Andreas Marco als Dozenten und aus der Klasse von Christoph Strehl stammen Laura Incko und Johanna Kapelari. Die „Höhenfliegerin“ Elisabeth de Roo war Gast im Ensemble der Studierenden. Am Klavier zeigte sich Almira Kreimel als vielseitige und kompetent die Sängerinnen unterstützende Virtuosin. Ein anmutiger und entdeckungsreicher Gesangsabend.