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Vielfaches Schattenspringen

STIFTUNG MOZARTEUM / DIALOGE / PORTRÄT BEAT FURRER

18/11/15 „In einem heterogenen Instrumentarium, den disparaten Klanglichkeiten von Klavier, Violine, Violoncello, Klarinette Trompete, Posaune, Schlagzeug und elektrischer Gitarre werden zwei Zustände gegen einander gestellt: die regelmäßige Wiederholung und die Verzerrung bzw. das espressivo. … Aus dem Ineinander der Stimmen entsteht eine Studie über den verzerrenden Schatten.“

Von Heidemarie Klabacher

Das Stück „linea dell’orizzonte“ von Beat Furrer erklingt am 25. November beim Eröffnungskonzert der Dialoge zum Thema „Zeit“. Anschaulich beschreibt Marie Luise Maintz, beim Bärenreiter Verlag zuständig zur Project Management Contemporary Music and Dramaturgy, im  Zitat oben das Ensemblestück. Ihn habe, so Beat Furrer, in diesem Werk das „Phänomen des Verdoppelns, aber auch des Verzerrens in einem Schattenbild“ interessiert. „linea dell’orizzonte“ ist am 21. Oktober 2012 in Donaueschingen vom Ensemble ascolta unter der Leitung von Johannes Kalitzke uraufgeführt worden. Nun erklingt es bei den Dialogen der „Stiftung“, gespielt vom Klangform Wien unter der Leitung des Komponisten.

Wenige Tage vorher übrigens, am 20. November, erfährt „linea dell’orizzonte“ übrigens fast zeitgleich zwei weitere Aufführungen bei hochkarätigen Festivals: seine Britische Erstaufführung beim Huddersfield Contemporary Music Festival, ebenfalls gespielt vom Klangforum Wien, aber unter der Leitung von Clement Power, und eine Aufführung bei „Wien modern“ im Konzerthaus mit PHACE Contemporary unter der Leitung von Simeon Pironkoff.

Zurück an den Ort seiner Uraufführung kehrt Beat Furrers Werk „nuun“ bei den Dialogen: Das Werk für zwei Klavier und Ensemble ist am 16. August 1996 im Großen Saal des Mozarteums uraufgeführt worden, als Auftragswerk der Salzburger Festspiele vom Klangforum und den Pianisten Marino Formenti und Mathilde Hoursiangou unter der Leitung des Komponisten. Die Pianisten zwanzig Jahr später bei den Dialogen 2016 sind Joonas Ahonen und Florian Müller.

 

„Der Anfang von nuun wird von eng verzahnten Tonwiederholungen geprägt. Die beiden Klaviere spielen in jeweils unregelmäßiger Folge immer denselben Griff, den Ton H in mehreren Oktaven, und zwar so, daß sich im Miteinander der beiden Stimmen eine durchgehende Repetitionsfläche ergibt. Aus dieser werden nach und nach einzelne Töne herausgenommen, bis die rhythmische Mechanik ins Stocken gerät und schließlich bis zum Ende des Stücks zum Stillstand gebracht wird.“ So beschreibt Bernhard Günther auf der website der Universal Edition den Beginn von „nuun“.

Bernhard Günther, der designierte künstlerische Leiter von „Wien Modern“ ab 2016, stellt über dieses Werk eine direkte Verbindung zwischen Beat Furrer und Morton Feldmann her, die beide, neben Mozart, bei diesen „Dialogen“ im Zentrum stehen: „Die vielschattige Klangwelt Beat Furrers hat auch in ihrer ganz anderen Gestalthaftigkeit Verbindungen zur sanften Kunst der Allmählichkeit bei Morton Feldman. Die Verwandschaft reicht bis zur Notation: nuun beginnt für alle Instrumente mit einer winzigen Pause – eine Feinheit von feldman’scher Metaphysik.“ Von Morton Feldmann selber steht beim Eröffnungskonzert „Atlantis“ auf dem Programm.

Beat Furrer, geboren 1954 in Schaffhausen in der Schweiz, übersiedelte mit 21 Jahren nach Wien und studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman Haubenstock Ramati. 1985 gründete er das Klangforum Wien, leitete es bis 1992 und ist ihm als Dirigent noch immer Eng verbunden. Beat Furrers erste Oper – „Die Blinden“ – war ein Auftragswerk der Wiener Staatsoper. „Narcissus“ wurde 1994 beim steirischen herbst an der Oper Graz uraufgeführt. 2001 wurde sein Musiktheater „Begehren“ ebenfalls in Graz uraufgeführt, 2003 die Oper „invocation“ in Zürich und 2005 das Hörtheater „FAMA“ in Donaueschingen. 2014 erhielt Beat Furrer den Großen Österreichischen Staatspreis.

Dialoge „Zeit“ – 25. bis 29. November - www.mozarteum.at
Bild: ISM / David Furrer

 

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