Bloß keine Eifersucht auf Fräulein Violoncello!
OVAL / DUEL
30/10/15 Gemeinhin hält man ein Violoncello ja für ein Instrument, das mit edlem Rosshaar zum Tönen gebracht wird. Auch ein Pizzikato macht sich zu gegebener Zeit sehr hübsch drauf. Ein bewährtes Streich- oder Zupfinstrument also. Aber ein Zieh-Instrument?
Von Reinhard Kriechbaum
Der Franzose Laurent Cirade ist nicht wenig erfindungsreich, wenn es um ungewöhnliche Ton-Produktion geht. Ein Bindfaden an eine Saite, und schon eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten. Das System hat schon beim mittelalterlichen Rummelpott funktioniert, aber auf dem Cello ist das Ergebnis doch um einiges charmanter.
Meistens ist Laurent Cirade ja nicht allein auf der Bühne. In dem Rumänen Paul Staïcu hat er einen getreuen Pianisten zur Seite, und diese Partnerschaft könnte man als geradezu ideal ansehen, wenn sich die beiden so einigermaßen einig wären über die zu spielenden Stücke. Oder wenigstens über das Genre. Und wenn schon das nicht, dann zumindest über die Methode, das jeweilige Instrument zu spielen.
Paul Staïcu nimmt seine Begleiterrolle, so scheint es, nicht immer ganz ernst. Er kann sich schon mal lässig im Liegestuhl an den Bösendorfer setzen und nebenbei gelangweilt in der Zeitung lesen. Einmal räkelt er sich sogar am Boden und greift bloß nach oben zu den Tasten. Merke: Klavier kann man in jeder Lebenslage spielen.
Kein schlechter Spaß also, was man da zum zehn-Jahre-Jubiläums des „Oval“, der Bühne im Europark bietet. Es ist der erste Auftritt des famosen Musik-Komikerduos „Duel“ in Österreich. „Laurel und Hardy-Duo der Musik“ hieß es einmal in einer Besprechung. Wie die beiden Slapstick-Legenden sind auch diese Erzmusikanten nicht ganz frei von Eifersucht aufeinander. Manchmal finden sie aber auch zur puren Harmonie. Cello vierhändig? Kein Problem für die beiden, wenn ein Rap draus werden soll. Die fulminante Rocknummer am Rollstuhl mag zwar politisch höchst unkorrekt anmuten, aber sie ist zum Totlachen komisch. Und Mangel an Virtuosität besteht sowieso nie.
Laurent Cirade hat auch eine sexy Stimme. Nur Laien kämen auf die Idee, das als raues Grunzen abzutun. Echte Damen wie des Meisters Cello fliegen auf den betörenden Gesang, und dann geht Laurent Cirade mit seiner Freundin, die er gerade noch ziemlich malträtiert hat, unendlich liebevoll um und sie lohnt es ihm m it einem Tänzchen. Es schaut einmal fast so aus, als ob der Pianist ernsthaft eifersüchtig würde ob dieses idyllischen Tète-à-tète, das übrigens nicht ohne Folgen bleibt. Das Kleine ist, wer hätte das gedacht, eine Violine. Mit Windel. So ein Baby bei Laune zu halten erweist sich als echte Herausforderung. Wer aber ein Wiegenlied auf einem Faden zwischen Klavierbein und Sessel zu spielen weiß, meistert auch heikle Situationen des Lebens mit musikalischer Grandezza.